Witten. Dirk Böhnke betreibt im Hammertal die Hunde-Oase. Bis zu 25 Gäste übernachten hier. Die Tiere leben frei im Rudel auf dem 7000 qm großen Gelände.
Wie es mit Oasen so ist: Sie sind schwer zu finden. Das ist auch bei der Hunde-Oase im Hammertal nicht anders. Nur ein kleines Schild weist auf die Hausnummer 117 hin. Aber wer der schmalen Straße folgt, der landet mitten in einem Paradies für Vierbeiner.
Auf dem über 7000 Quadratmeter großen Gelände betreibt Dirk Böhnke seine Hunde-Pension. 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag werden die Tiere hier betreut. Wiese, Schwimmteich, Terrasse mit Wärmestrahlern, Hütte mit Fußbodenheizung – der Komfort kann sich sehen lassen. Das Besondere aber an dieser Oase ist nicht die Ausstattung, sondern das Konzept: Böhnkes Gäste wohnen frei auf dem Gelände, im Rudel.
Chila wurde einfach vor dem Friedhof angebunden
Ob Chilas Herrchen wohl auch im Urlaub ist? Der Appenzeller-Mischling wurde jedenfalls einfach ausgesetzt. Vor einem Friedhof angebunden wurde er vor etwa einer Woche in Wuppertal gefunden – mit dem Impfpass am Hals. Seitdem wartet die nette, gesunde Hündin im Tierheim Witten auf ein neues Zuhause. „Ich kann mir nicht erklären, was in den Köpfen der Menschen vorgeht, die so ein Tier aussetzen“, fragt sich Leiterin Kirsten Simon.
Insgesamt würden weniger Tiere ausgesetzt als früher, weiß sie. „Die Chip-Pflicht hat wohl dazu beigetragen“, vermutet Simon. Denn durch den Chip lassen sich die Halter identifizieren – in der Regel: Chila aber war nicht registriert.
Doch nicht nur Fundtiere sitzen in den Zwingern des Tierheims, auch Feriengäste. Aufgenommen werden immer nur einige wenige Tiere – Hunde, Katzen, Kaninchen. „Das ist ja nicht unsere eigentliche Aufgabe.“ Mit dem Angebot wolle man den Haltern vor allem den Druck nehmen, die sonst keine Lösung für die Ferien finden. Und es wird gerne angenommen: Die Plätze sind lange im Voraus ausgebucht. Auch wenn die Tiere im Zwinger sind, nur zweimal am Tag in den Auslauf kommen. Ist das nicht Stress für die Hunde? „Am Anfang vielleicht“, meint Kirsten Simon. „Aber man glaubt es kaum: Die meisten freuen sich wie doll, wenn sie dann das nächste Mal wieder zu uns kommen.“
Egal ob kleiner Dackel, große Dogge oder quirliger Terrier: Hündinnen und Rüden – kastriert oder nicht – leben hier gemeinsam. Bis zu 25 Übernachtungsgäste nimmt der Hundetrainer auf, dazu kommen die Tages-Hunde, die bei Bedarf auch zu Hause abgeholt werden. Lebhaft geht es also im Auslauf zu, aber ausgesprochen entspannt. Keine Streits oder Beißereien? „Kaum, Probleme machen meistens nur die Menschen“, sagt der 49-Jährige, der seit 27 Jahren mit Hunden arbeitet, mit einem kleinen Lächeln. Die Pension ist dabei ein Standbein, das andere ist die Therapie, das Hundetraining. „Ja, an dieser Arbeit hängt mein Herz.“
Probleme machen nur die Menschen
Das spüren die Hunde. Ohne Wenn und Aber akzeptieren sie ihn als Chef im Ring. Das spüren aber auch die Kunden: „Ich finde die Atmosphäre hier sehr angenehm“, sagt Christine Schwarz, die mit den Hunden Kiona und Leon gerade eine Eingewöhnung macht. Man könne Böhnke viel fragen, er nehme sich Zeit. „Und er gibt mir Sicherheit.“ Für die Dortmunderin ist das wichtig: Schäferhündin Kiona sei nämlich eine ganz schöne Zicke. „Und ob das so im Rudel klappt. . .?“
Ansprechpartner und Telefonnummern
Die Hunde-Oase ist unter 0173 / 2131271 zu erreichen, das Tierheim in der Wetterstraße unter 64450 (auch heute von 10-12 und 15-17 Uhr).
Ähnlichen Urlaubs-Service bieten u.a. auch der Hundehort von Dagmar Fabry, 1780238, und die Katzenpension Stary, 79449.
Böhnke winkt ab: Klar gehe das. „Toller Hund“, sagt er nur kurz. Und tatsächlich: Kiona läuft im Rudel mit, lässt die Kleinen – die sie sonst manchmal auf dem Kieker hat – in Ruhe. „Klar, gutes Sozialverhalten lernen die Hunde hier“, sagt Böhnke. Und sie bekommen auch Zeit dazu: Fünf bis sechs Wochen dauert die Eingewöhnung, Hunde und Kunde gehen in dieser Zeit ab und zu erst bei den Runden im Wald mit, lassen die Hunde dann im Rudel spielen – erst mit, dann ohne Menschen. Erst danach können sie abgegeben werden. Und wer im Urlaub dann doch Sehnsucht bekommt, der kann sich über die Webcam versichern, dass es dem Liebling gut geht. Böhnke weiß: „Da schmeckt der Wein am Pool gleich noch mal so gut.“
Frühzeitig kümmern
Für Steffi Muckelbauer und ihr Wölkchen ist bis dahin noch etwas Zeit: „Wir üben jetzt schon für die Herbstferien“, erklärt die Dortmunderin. Und Vera Syré aus Kämpen will einfach nur sicher sein, dass sie jemanden hat, wo ihr Sky hin kann, wenn mit ihr was sein sollte. „Ich bin allein, da muss man das planen. . .“ Böhnke nickt: „Das sind wir den Hunden einfach schuldig.“