Witten. . Schmied Volker Avermann lebt und arbeitet im letzten erhaltenen Gebäude dieser Art im Ruhrgebiet.Das idyllisch im Muttental gelegene Denkmal ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien.

„Es ist einfach herrlich hier.“ Dass Volker Avermann irgendwann einmal in einem Denkmal wohnen und arbeiten dürfte, hätte der gebürtige Wittener sich nicht erträumt. Seit sieben Jahren betreut er das ehemalige Bethaus der Bergleute. Jeden Morgen schaut er auf die Felder und Wiesen des Muttentals und genießt seine „himmlische Ruhe abseits von jeglichem Trubel“.

Als freier Mitarbeiter des Stadtmarketings ist er vor Ort die gute Seele des Bethauses, kümmert sich um die Pflege und Instandhaltung, ist bei Veranstaltungen aktiv und beantwortet täglich unzählige Fragen zur fast 200-jährigen Geschichte des Bruchsteinbaus, der unter Leitung des Dortmunder Bergbauamtes ab 1830 erbaut wurde. Fünf umliegende Zechen hatten das Bethaus gemeinsam genutzt. Im oberen Geschoss versammelten sich die Bergarbeiter vor ihren Schichten zur Andacht. „Die Einrichtung ist nicht mehr erhalten. Aber von alten Versteigerungslisten weiß man, dass früher Kirchenbänke dort standen und gemeinsam gebetet wurde“, weiß Volker Avermann.

Diese Listen stammen von 1937, dem Jahr, in dem das Gebäude als Bethaus aufgegeben wurde, da die Kohlenvorräte im Muttental zur Neige gingen. Das Bethaus wurde fortan als Wohnhaus genutzt, erhielt dafür einen kleinen Fachwerkanbau, in dem sich heute auch Volker Avermann mit seinen zwei Katzen eingerichtet hat.

Seit 1971 steht das Bethaus unter Denkmalschutz, drei Jahre später wurde im unteren Geschoss eine kleine Museumsausstellung eingerichtet. Bis vor kurzem standen hier noch große Texttafeln zur Geschichte, kaum ansprechend genug für die vielen Familien und Kinder, die hier auf Ausflugstouren Halt machen und im Café oder dem liebevoll gestalteten Biergarten einkehren. „Das Stadtmarketing möchte hier wieder – wie früher – eine Schmiede einrichten“, freut sich Volker Avermann. Bislang gibt er selbst Schmiedevorführungen in dem Holzschuppen vor dem Haus. „Schmieden und Bergbau gehören ja eng zusammen.“

Früher wurden Werkzeuge der Bergleute repariert, heute fertigt Avermann bei zahlreichen Veranstaltungen und Kindergeburtstagen („im Sommer bis zu drei pro Woche“) kleine Hufeisen mit den Besuchern. Diese Arbeit genießt er: „Mit der Schmiede kann ich Kindern und Eltern eines der ältesten Handwerke zeigen, die es überhaupt gibt. Sie lernen die Elemente Feuer, Luft und Wasser kennen, die man beim Schmieden verbindet.“ Schon vor seiner Tätigkeit im Muttental hatte Avermann im Hagener Freilichtmuseum Schmiedevorführungen gegeben. Das Bethaus aber sei sein Glücksgriff gewesen: „Ich habe hier meinen Seelenfrieden gefunden.“