Im 18. Jahrhundert waren Wasserstraßen die einzigen Transportwege für Kohle, doch die Ruhr war ein schwieriger Fluss. Neben stark schwankenden Wasserständen war ihr Unterlauf durch Wehre gesperrt, da mit der Wasserkraft Mühlen betrieben wurden. Diese Hindernisse umging man durch Schleusen.

Seit den 1770er Jahren wurden trotz hoher Kosten zwischen Herdecke und Mülheim 16 Schleusen gebaut. Die Herbeder Schleuse wurde 1776 bis 1778 auf Veranlassung von König Friedrich II. errichtet. Durch Förderung des Bergbaus im Ruhrgebiet versuchte die Berliner Regierung, die Folgen des Siebenjährigen Krieges (1756-63) zu lindern. 1828 bewältigte die Herbeder Schleuse bereits 157 Schiffe. Allerdings war die hölzerne Schleuse ständig Beschädigungen durch Hochwasser und Eis ausgesetzt.

Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke im Ruhrtal erlebte die Schifffahrt einen schnellen Niedergang: Während 1886 noch 110 Schiffe Steinkohle von Witten nach Ruhrort transportierten, passierte 1888 nur ein Schiff die Herbeder Schleuse. 1890 wurde der Verkehr eingestellt, die Schleuse verfiel.

Die preußische Oberbaudeputation hat die Bauform für das Königliche Schleusenwärterhaus entwickelt. Das Gebäude an der Ruhr war die Heimstatt zahlreicher Schleusenwärter. Einer von ihnen war Friedrich Wilhelm Striepen, der die Herbeder Schleuse in den 1820er Jahren bediente. Weitere Bewohner waren Heinrich Arnold Witte, Schleusenwärter zwischen 1865 und 1874, sowie Georg Haarmann (1874 bis 1887). Familie Rosendahl bewohnte das Schleusenwärterhaus von 1887 bis 2005 über mehrere Generationen.

Gerd und August Rosendahl waren es auch, die die verheerende Flutwelle aufgrund der Möhneseekatastrophe 1943 miterlebten: Von sieben Gebäuden blieb nur das Schleusenwärterhaus stehen. August Rosendahl rettete sich und seine Nachbarn, indem er seinen Kahn an einen Baum band und darin ausharrte, bis das Hochwasser nachgelassen hatte.