Witten. . „Erleichtert“ waren viele Eltern, die ihre Kinder am Montag (8.6.) nach dem Kita-Streik erstmals wieder bringen konnten. Es gab aber auch Tränen.
Es war ein bisschen wie der erste Montag nach den Sommerferien. Große Wiedersehensfreude herrschte in den acht städtischen Kitas, vor allem in jenen vier, die einen ganzen Monat wegen des Erzieherinnen-Streiks komplett dicht geblieben waren. Überglückliche Eltern brachten morgens nicht immer ganz so glückliche Kinder.
Der kleine Junge weint und versteckt sich hinter der Mama. Er will trotz der netten Begrüßung nicht in die Kita Vormholz. Zugegeben: Das kann’s auch geben, wenn Kindergärten nicht gerade den längsten Streik ihrer Geschichte hinter sich haben. In diesem Falle aber darf man vermuten: Das Kind fremdelt – vier Wochen ohne Kita, vielleicht noch mit Notgruppe in einem anderen Kindergarten, können für einen Vierjährigen eine halbe Ewigkeit sein. Den Erwachsenen geht’s ja gar nicht so viel anders. „Ich hab alles fürs Frühstück vergessen“, sagt eine Mutter.
Verständnis, aber auch viel Wut
Macht nichts, es ist ja genug da. In der Küche wird schon eifrig Gemüse geschnibbelt. Drüben in der U-3-Gruppe gibt’s sogar einen leckeren Kuchen mit Smarties, der aussieht wie eine Eisenbahn. Annie wurde während des Streiks zwei, heute wird nachgefeiert. Es ist alles ein wenig anders als sonst, wie das so ist an ersten Tagen. Normalität kehrt erst langsam zurück. Das Namensschild von Marie fällt runter, „aber siehst du, die Wolke ist noch da“, beruhigt Erzieherin Nicole Schüren (39) die Kleine.
Immer wieder kommen Kinder zur Tür rein und es gibt ein großes Hallo. „Schön, dass Ihr da seid!“ „Hallo, kennen wir uns noch?“ Die Eltern sind einfach nur happy, dass ihr Alltag endlich nicht mehr auf Notbetrieb läuft. So wie in den letzten vier Wochen. „Es gab zwar viel Verständnis für das Anliegen der Erzieherinnen. Aber auch viel Wut, dass der Streik auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wurde“, weiß Sandra Hoffstiepel (35) vom Elternrat in Vormholz.
„Die letzten vier Wochen waren eine Katastrophe“
Böse Sprüche bekommen die Erzieherinnen aber kaum zu hören – obwohl die „letzten vier Wochen eine Katastrophe waren“, wie Vater Sven Muthke sagt. Wie man sich beholfen habe? „Schwiegereltern, Eltern und sechs Tage neuer Urlaub.“ Wie so viele glaubt auch der 36-Jährige, dass der lange Streik die Falschen getroffen hat. „Den Druck, den die Eltern abbekommen haben, hätten die Städte verdient.“ Aber die haben ja noch Gewinn gemacht, hört man an diesem Morgen öfter, weil sie keine Löhne zahlen mussten.
Sei’s drum. Heute sind alle glücklich. Andrea Weinholt macht sogar die Welle und ruft „La Ola“ vor Freude. Die voll berufstätige Mutter hat den Monat ohne Kita mit „Schwiegereltern, Eltern aus Hannover, Freunden und Bekannten“ überbrückt. Vater Sven Muthke guckt noch mal durch die Scheibe, nachdem er sich von Emma (4) und Luisa (3) verabschiedet hat. „Ich hab’ Euch lieb!“