Witten. . Bernd Kersting (86) und Barbara Rexilius (92) sind die ältesten Aktiven im Wittener Fahrradclub. Sie schwärmen vom Radeln und wollen es nicht missen.

Zusammen sind sie fast 180 Jahre alt – aber auf dem Rad immer noch so flott und mobil unterwegs wie zwei ganz junge Hüpfer: Bernd Kersting (86) und Barbara Rexilius (92) sind die ältesten Aktiven im Wittener Fahrradclub.

Auf Schriftkram hat Kersting keine Lust mehr: „Das hab ich früher im Job genug gehabt“, sagt er. Er bereitet lieber die ADFC-Touren vor, prüft die Strecken, begleitet die Teilnehmer. Kleine Fahrten bietet der Club, kurze Abendrunden für Berufstätige und dann die langen Tagestouren mit gut 100 Kilometern. Klar, für den 86-Jährigen kommt nur eine Kategorie davon in Frage: „Ich mach’ nur die langen“, sagt er schmunzelnd.

Er plant die Touren

Fast jeden Tag sitzt der Wittener auf dem Rad, nur bei Kälte nicht. Kleine Besorgungen macht er damit, häufiger ist er aber unterwegs, um Touren zu finden. „Ich wache morgens auf und scharre schon mit den Hufen.“ Erst als er in Rente ging – nach einem abwechslungsreichen Berufsleben zwischen Großhandel und Sozialarbeit – entdeckte Kersting seine Liebe fürs Rad. „Da hab ich mit einem ,billigen-Brötchen-Rad’ mit Dreigangschaltung angefangen.“

Inzwischen hat er schon das dritte Tourenrad. Ein E-Bike? Nein, das kommt für den Sportler nicht in Frage. „Ich brauche die Bewegung – vielleicht später mal.“ Er ist ja schließlich noch keine 90...

E-Bike nur im Notfall

Barbara Rexilius hingegen schon. Und sie hat auch ein E-Bike — mit dem sie allerdings nur im Notfall fährt: Wenn es nämlich vorhersehbar arg bergauf geht. Viel lieber ist sie ohne Motor-Unterstützung unterwegs: „Dieses Gefühl von Freude, von Freiheit, das ist einfach unbeschreiblich“, schwärmt sie mit blitzenden Augen. Andere legten sich in Bett, wenn es ihnen schlecht geht. Sie steige lieber aufs Rad. „Auch wenn es vielleicht nicht vernünftig klingt: Dann geht es mir wieder gut.“ Ob nah oder fern: In der Stadt ist die 92-Jährige immer mit dem Rad unterwegs – „200 Kilometer von Dezember bis jetzt, das läppert sich“ –, letztes Jahr hat die 92-Jährige noch eine Tour zum Kaiserstuhl gemacht. „Und die Flüsse, die hab ich alle abgeradelt.“ Ihre Lieblingsstrecke aber, das ist die Tauerntour. „An Salzach und Inn entlang, die Berge im Rücken – herrlich.“

Ob sie so fit sind, weil sie radeln – oder ob sie radeln, weil sie fit sind? Für die beiden Senioren ist die Sache klar: „Das bedingt sich gegenseitig.“ Aber sicher sei: Radfahren halte gesund und fit, man bleibe in Bewegung und fühle sich wohler. „Und man sieht einfach viel mehr von seiner Umgebung“, betont Kersting.

Mehr Service in der Bahn

Wenn sie sich etwas wünschen könnten für ihre Radler-Zukunft, dann wäre das dies: „Gesundheit – und dass im Alter nicht Schluss ist mit dem Fahren.“ Mehr Miteinander zwischen Fußgängern, Rad- und Autofahrern, das wäre auch schön. „Jedem, der nicht ganz blind ist, muss doch klar sein, dass es nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme geht.“ Ach ja, und das steht auf noch auf der Wunschliste: Mehr Service für Radfahrer beim Bahnfahren. „Da gibt es noch viel zu tun“, klagt Barbara Rexilius. Nie würde einer der Mitarbeiter helfen, wenn sie da mit dem Rad stehe und es verladen müsse. „Ein Mann ist ja auch nicht immer da – und wenn, dann hat er es im Kreuz.“