Witten. . Videoüberwachung soll verhindern, dass Schulfremde ins Albert-Martmöller-Gymnasium in Witten gelangen. Es gibt hohe Auflagen: Geräte zeichnen nicht auf und laufen nicht in den Pausen.
Die Kameras an vier Eingängen hängen schon seit einem halben Jahr. Seit Dienstag sind sie nun „scharf“ geschaltet. Auch per Videoüberwachung will das Albert-Martmöller-Gymnasium in Witten jetzt verhindern, dass Schulfremde in die Gebäude gelangen.
Der (Pflicht-)Hinweis „Dieser Bereich wird videoüberwacht“ empfängt jetzt auch die Besucher, die am Lehrereingang klingeln. Karola Stracke (60) wirft einen Seitenblick auf den viergeteilten Übertragungsmonitor im Sekretariat und drückt auf, wenn der Gast willkommen ist. „Es ist schon angenehm zu sehen, wer draußen steht“, sagt die Sekretärin, die zum Nachschauen früher immer zur Glastür laufen musste.
Kontrolle, dass Außentüren geschlossen sind
Doch an erster Stelle diene die Anlage „der Kontrolle, dass die Außentüren zu sind, wenn der Unterricht läuft“, erklärt Schulleiter Dr. Norbert Kiesow (61). Den Hauptzugang über den Hof hat weiterhin der Hausmeister im Auge, die Schüler müssen vorbei an seiner Loge – dort hängt deshalb auch keine Kamera.
Die beiden Zugänge zum Nebengebäude aber sind vom Hauptgebäude nicht einsehbar. Dort haben die Kameras in den ersten beiden Tagen bereits ihre Mission erfüllt. Die Türen schließen automatisch, aber da Schüler sie von außen nicht öffnen können, wissen sie das schon mal zu verhindern. „Dreimal musste ich schon rüber zum Neubau, weil eine Fußmatte in der Tür klemmte“, berichtet Stracke.
Amokdrohung im Jahr 2009
Drei Vorfälle führt Kiesow ins Feld, warum er sich für die Kameras stark gemacht hatte: eine Amokdrohung am AMG im Jahr 2009, einen Einbruch in der Unterrichtszeit und zuletzt den Besuch eines schulfremden Schülers – dieser hatte in einem Kurs Schüler heimlich gefilmt und die Aufnahmen auf Youtube gestellt.
Ein Baustein
Über den fein ausgewogenen Kompromiss zwischen Sicherheit und Datenschutz am AMG könnte man sich leicht lustig machen: so viel Aufwand für einen besseren Türspion? Eine Überwachungsanlage, die sich die meiste Zeit blind stellt und nichts nachträglich aufklären wird? Das Lachen ist Verantwortlichen an Schulen seit den einschlägigen Wahnsinnstaten aber längst vergangen. Absolute Sicherheit gibt es nicht, aber es gibt kleine Bausteine wie diesen, die sie erhöhen können.
Seit 2013 sei die Schulleitung durch alle Instanzen gegangen, so Kiesow. Alle Schulgremien mussten zustimmen, was sie mit großer Mehrheit taten. Die Schule sprach mit der Stadt, deren Datenschützer, Personalrat. Vor allem musste sie Dietmar Giedinghagen überzeugen, den Datenschutzbeauftragten für die Schulen im EN-Kreis. Dessen Genehmigung liegt jetzt vor. Er sagt: „Es geht ja nicht um eine komplette Videoüberwachung, man kann eher von einem Türspion mit Bild sprechen.“
Hohe Auflagen
Die Schule musste mit dem Schulträger Stadt Witten einen Vertrag schließen – mit hohen Auflagen. Die Kameras dürfen die Bilder nicht aufzeichnen und nur während des Unterrichts am Vormittag laufen. Vor Schulbeginn, in den Pausen und zum Schulschluss müssen sie ausgeschaltet sein. Davon konnte sich auch die WAZ überzeugen: Kurz vor dem Schlussgong wurde der Überwachungsbildschirm dank Zeitschaltuhr schlagartig schwarz.