Witten. . Denkmalbehörde gibt nach: Beim Neubau der Herbeder Ruhrbrücke darf auch das denkmalgeschützte Teilstück durch völlig neue Konstruktion ersetzt werden.

Beim Neubau der dreizügigen Ruhrbrücke in Herbede, der 2018 beginnen könnte, darf die Omega-Brücke abgerissen und durch eine neue Konstruktion ersetzt werden. Als zuständige Obere Denkmalbehörde hat die Bezirksregierung Arnsberg den Abriss des denkmalgeschützten Teils des insgesamt 300 Meter langen Brückenzugs genehmigt. Der Landesbetrieb Straßen NRW, Niederlassung Südwestfalen, und die Stadt Witten begrüßen die Entscheidung einmütig.

Die meisten Brücken mit großen Tragebogen in Form des (in die Breite gezogenen) griechischen Buchstabens „Ω“ – Omega – wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Ein Grund, warum sich die Denkmalpflege des Landschaftsverbands Westfalen Lippe (LWL) als Fachbehörde seit 2010 für den Erhalt des Wittener Denkmals, Baujahr 1934, eingesetzt hatte.

„Ein Neubau war für uns aber immer die einzige technisch und wirtschaftlich sinnvolle Alternative“, schildert Sprecher Michael Overmeyer die Sicht des Baulastträgers Straßen NRW. Die alte Brücke sei nicht nur auf eine Traglast von zweimal 28 Tonnen im Gegenverkehr beschränkt. Die seitlichen Bögen hätten die „Schmalspurigkeit“ auch auf Dauer festgeschrieben. „Die Brücke wäre immer ein Engpass geblieben, wir hätten ja nicht einfach ein Stück seitlich drankleben können.“

Signale aus dem Ministerium

Hier standen die Interessen von zwei Behörden gegeneinander. Der Neubau des Brückenzugs würde auch ohne Denkmalsanierung grob geschätzt 20 Millionen Euro kosten. Die technischen und finanziellen Aspekte haben offenbar auch das Landesbauministerium NRW überzeugt. Nach Informationen dieser Zeitung soll das Ministerium signalisiert haben, dass es aufgrund „übergeordneter Interessen“ dem Abriss zustimmen könnte. Einen „Ministerentscheid“ habe es aber nicht gegeben, so Michael Overmeyer. Der wäre nur nötig gewesen, wenn die Obere Denkmalbehörde weiter auf Sanierung der Omega-Brücke bestanden hätte. Arnsberg hat den Abriss jetzt aber genehmigt. Einzige Auflage: Der Landesbetrieb muss das Denkmal für die Nachwelt dokumentieren.

Eine denkmalgerechte Sanierung wäre auch für Stadtbaurat Markus Bradtke „immer ein fauler Kompromiss“ geblieben. Er nennt die Abrissgenehmigung „einen Meilenstein“ – nach einer „langen Entscheidungsfindung“. Eine zukunftsfähige Brücke sei wichtig für den Stadtteil Herbede, die örtlichen Gewerbebetriebe mit ihren mehr als 1000 Mitarbeitern und für ihre Aufgabe als offizielle Ausweichstrecke bei Sperrung der A 43 zwischen Heven und Herbede.

Vorläufiger Zeitplan

Straßen NRW sucht zunächst ein Ingenieurbüro für die Entwurfsplanung – Vergabe Ende 2015. Das Büro könnte Mitte 2016 einen Vorentwurf vorlegen, dann einen Detailplan – mögliche Genehmigung aus Düsseldorf Mitte 2017.

Der Brückenbau muss europaweit ausgeschrieben werden, möglicher Baubeginn 2018 - Bauzeit etwa drei Jahre.