Witten. . Mit Asphalt soll Radweg im Osten ausgebaut werden. Beschleunigung könnte scheitern, weil in Annen Fördermittel in Aufenthaltsqualität flossen.

Mit ihrem Antrag, den älteren – östlichen – Teil des Rheinischen Esels asphaltieren zu lassen, rennt die rot-schwarze Rathaus-Koalition (SPD/CDU)bei der Stadtverwaltung offene Türen ein. Stadtbaurat Markus Bradtke sprach sich jetzt im Verkehrsausschuss ausdrücklich für dieses Vorhaben aus. Auf dem Weg dorthin gibt es aber einige Hürden. Die höchste ist – wieder einmal – das Thema Fördermittel.

Der 2012 eröffnete Esel-West nach Langendreer wurde aus dem NRW-Topf „Alleen-Radwege“ gefördert: Das Stück wurde als Alltagsradweg- und Skaterstrecke geplant und gebaut. Alles, was Räder und Rollen hat, sie sieht man dort über die schwarze Piste flitzen.

Deutlich gemütlicher geht es auf dem 1990 eröffneten Esel-Ost in Richtung Dortmund zu, der mit seiner Oberfläche aus geschredderten Natursteinmaterial – feiner Dolomitsand – eine eingebaute Bremswirkung hat. Kinderwagenmütter und (gelegentlich) -väter, Erlenschüler, Volkshochschüler, Bürger mit Hund oder Einkaufstüten kreuzen dort in höherer Zahl. Dort gilt vorzugsweise: verweilen statt eilen.

Förderprogramm Soziale Stadt Annen

Das mag mancher für eine Momentaufnahme halten – aber das ist die ganz offizielle Sicht der Dinge. Denn nur mit der Begründung, der Rheinische Esel sei ein wichtiger Treffpunkt in Annen, diene neben der wegetechnischen auch der kommunikativen Vernetzung im Ortsteil, gelang es der Stadt, die Verschönerung des Esel-Ost vor wenigen Jahren in dem inzwischen beendeten Förderprogramm „Soziale Stadt Annen“ unterzubringen. Man erinnert sich: Plätze wurden aufgewertet oder neu geschaffen, Zugänge verbessert, Kunst, Infotafeln, Spielgerät und Bänke aufgestellt – und zum krönender Abschluss wurde 2013 die Wegedecke zwischen Annen- und Kreisstraße erneuert.

Genau hier liegt aber fördertechnisch der Hund begraben. Auch das Projekt „Soziale Stadt“ hat eine Frist für die Zweckbindung der Gelder – bis 2033. Sollte Witten, wie es sich eine überparteiliche Fahrradfraktion zweifelsohne wünscht, für den lahmen Esel-Ost einfach den Asphaltfertiger kommen lassen, würde damit die frisch geförderte Wegedecke zerstört – ein klarer Förderverstoß. Witten müsste die Mittel für den Wegebau zurückbezahlen. Wenn’s ganz dumm liefe, könnte das Land laut Stadtbaurat sogar fünf Millionen Euro aus dem Programm „Soziale Stadt“ zurückverlangen, weil das ein Gesamtpaket („integrierte Fördermaßnahme“) war – wer an einer einzigen Schnur zieht, schnürt das ganze Paket auf.

Deshalb steht jede Veränderung am Esel-Ost zunächst einmal unter dem Vorbehalt, dass das Land NRW dieser zustimmt. Die Stadt sieht die Chance aber durchaus als gegeben. Mit dem jüngeren Programm „Nahmobilität“, das auch die Große Koalition ins Spiel gebracht hat, fördert das Land nämlich durchaus das Asphaltieren von Alltagsradwegen.

Witten könnte geltend machen, dass die Eröffnung des Esel-West den Betrieb auf dem alten Esel-Ost deutlich erhöht hat. Die Kunst ist, beides unter einen Hut zu bekommen: an der hohen Aufenthaltsqualität auf der einen Seite festzuhalten und auf der anderen den wetter- und jahreszeitunabhängigen Ausbau einer leistungsfähigen Radroute voranzutreiben. Neben der Frage der Förderung gibt es noch die ganz praktische: Ob sich Fußgänger und Radfahrer auf einem asphaltierten Esel-Ost überhaupt vertragen.

Verbreiterung könnte Konflikte entschärfen

„Den Interessenkonflikt zwischen langsamen und schnellen Nutzern haben wir heute schon“, weiß Verkehrsplaner Andreas Müller.

Um beiden Gruppen gerecht zu werden, müsste der Rheinische Esel deshalb im Osten (Richtung Dortmund) von heute etwa zweieinhalb auf fünf Meter verbreitert werden. Ob dann die komplette Breite Asphalt bekommt oder nur eine Hälfte, wäre eine weitere Frage. Im Kernbereich von Annen, dem meistgenutzten Teilstück, wäre der Platz vorhanden – wenn auch nicht überall. So sind einer Verbreiterung durch Brücken Auf- und Abgänge gewisse Grenzen gesetzt. Die nächsten Schritte: Sondierungsgespräche mit den Fördergebern, förmlicher Auftrag der Wittener Politik, Voranmeldung zum Programm „Nahmobilität“.