Witten. . Amerikanische Soldaten besetzten und befreiten Witten vor 70 Jahren. Deutsche Truppen leisteten noch Widerstand in Bommern und Schnee
Vor 70 Jahren besetzten und befreiten US-amerikanische Soldaten Witten. Bei der Schilderung der letzten Kampfhandlungen und Kriegstage greift die Lokalredaktion auf Auszüge einer „Arbeitschronik“ des Stadtarchivs zurück.
10. April 1945: Ein Jagdbomberverband greift Witten um 17 Uhr an. Der Angriff fordert 14 Todesopfer im Bereich der Brücke Bommern.
11. April: Schwere Jagdbomberangriffe über dem Stadtteil Schnee, die sich gegen Abend zu Großangriffen steigern.
11. bis 13. April: Bei einem Artillerieduell kommen 59 Zivilpersonen, vier Soldaten und zwei Ausländer ums Leben. Die Wittener Behörden haben die Arbeit eingestellt. Die Bevölkerung wird infolge von Plünderungen durch entlassene Kriegsgefangene und ausländische Arbeiter stark beunruhigt.
11. April: Witten wird durch die von Norden vorrückenden Amerikaner besetzt. Auf Alt-Wittener Gebiet richten US-Truppen in den hochgelegenen Häusern der Röhrchenstraße Maschinengewehrnester als Sicherung gegen die in Bommern liegenden deutschen Truppen ein. Auf den Höhen (Hohenstein usw.) werden in Richtung Bommern Geschütze aufgestellt. Im Stadtteil Schnee wird den deutschen Truppen Befehl gegeben, äußersten Widerstand zu leisten. Geschütze werden aufgefahren, Maschinengewehre aufgestellt, Barrikaden errichtet. Infolgedessen liegt seit Tagen feindliches Störungsfeuer über dem Gebiet. Weitere deutsche Truppen ziehen sich auf die Linie Rhein-Herne-Kanal – Stockum – Menglinghausen – Schnee – Hohensyburg – Ruhr zurück.
11. bis 13. April: Zwischen den Gegnern finden über die Ruhr hinweg Artilleriekämpfe hauptsächlich nachts statt. Es geht das Gerücht, das von deutschen Truppen besetzte Bommern solle durch schwere Luftangriffe der Amerikaner sturmreif gemacht werden.
12. April: Ankunft deutscher Fallschirmtruppen, die Stellungen in Rüdinghausen und Bommern beziehen. Inzwischen sind die Amerikaner bis Wohlfahrt (Ardeystraße) und Rüdinghausen vorgedrungen, um gegen Mittag durch das Herrenholz vorzustoßen. Am Hackertsbergweg wird heftig gekämpft. Gegen 21 Uhr schießen deutsche Truppen noch eine Salve auf die Wegegabelung Schneer - und Querweg ab. Die Nacht zum 13. April verläuft kampflos. Die Wehrmacht zieht sich zurück.
12. April: Oberbürgermeister Dr. Wietfeldt wird durch die Amerikaner interniert.
13. April: Die Bevölkerung des Stadtteils Schnee, die sich während der Kämpfe im Stollen aufgehalten hat, kann gegen 11 Uhr wieder in die Wohnungen zurück.
13. April: Die deutschen Truppen im Stadtteil Bommern ziehen sich in der Nacht über Sprockhövel nach Duisburg zurück.
13. April: Der Helenenturm wird durch Artilleriefeuer beschädigt.
13. April: Die Herbeder Ruhrbrücke wird durch deutsche Fallschirmtruppen teilweise gesprengt.
15. April: Amerikanische Truppen haben um 13 Uhr die Ruhr bei Wetter kampflos überschritten und treffen, von Wengern kommend, im Stadtteil Bommern ein. Durch die Trienendorfer Straße ziehend, verfolgen sie die abziehenden deutschen Truppen. Die Kampfhandlungen sind für Witten zu Ende.
15. April: Der letzte Schuss ist gefallen. Das Schicksal der deutschen Truppen ist bei Hohenlimburg, dem letzten Kessel, besiegelt. Bei den Kämpfen in Schnee sind zwölf deutsche Soldaten und dreizehn Einwohner – darunter vier Frauen und ein Kind – gefallen. Neun Soldaten ruhen in einem Gemeinschaftsgrab des Friedhofs auf dem Schnee. Auf einem schlichten Holzkreuz stehen die Worte: „Hier ruhen 9 Soldaten. Gefallen am 12.04.1945“. Auf amerikanischer Seite sollen fünf oder sechs Männer tödlich getroffen worden sein, die aber nicht in Wittener Erde bestattet sind. Die Truppe hat ihre Toten mitgenommen.
15. April: Gegen Mittag fahren amerikanische Offiziere in ihren Jeeps am Rathaus vor und nehmen als Beauftragte der amerikanischen Militärregierung die Stadt offiziell in Besitz. Besatzungskommandant ist US-Major der Infanterie Charles F. Russe. Stadtkämmerer Wilhelm Zimmermann wird als „vorläufiger Bürgermeister“ eingesetzt.
Die Quelle
Die Chronik beruht auf: Wittener Heimatbuch, Bilder aus der Geschichte, herausgegeben im Auftrag des Amtes f. Heimatpflege von A. H. Blesken, 1948.
Die Lokalredaktion fragt Zeitzeugen: Wie haben Sie das Ende des 2. Weltkriegs in Witten erlebt? Schreiben Sie ihre Erinnerungen auf und schicken Sie diese an die WAZ-Redaktion, Bahnhofstr. 65, 58452 Witten, redaktion.witten@waz.de.