Gestern war Betriebsversammlung beim kriselnden Automobilzulieferer Metalsa – ohne Geschäftsführung, nur mit dem Betriebsrat. Gefragt wurde etwa nach einem Sozialplan und weiteren Aspekten im Falle eines Betriebsübergangs. Denn für das Werk an der Westfalenstraße wird ein neuer Investor gesucht.

Noch herrscht aber völlige Unklarheit darüber, wer einsteigen könnte. Findet sich im nächsten Vierteljahr kein Interessent für den Standort, den Metalsa (Bergneustadt) mit seiner Sparte „Fahrwerke/Karosserieteile“ abstoßen will, dann könnte es ganz eng werden.

Auf einer Informationsveranstaltung mit der Geschäftsführung habe diese zwar die Aussage von einer möglichen Schließung vermieden, erklärt Betriebsratsvorsitzender Gregor Piotrowksi. Doch beruhigen kann ihn das nicht. „Die Situation ist immer noch bedrohlich, solange wir keinen vernünftigen Investor haben“, sagt der 54-Jährige. Drei Monate wolle sich die Unternehmensleitung für die Suche nach einem neuen Interessenten geben. Piotrowksi: „Was ist, wenn die keinen finden? Dann stehen wir wieder da.“

Die 340-köpfige Belegschaft, die Getriebetechnik und Scharniere herstellt, hat schon einiges durchgemacht. Investoren kamen und gingen. 99 Jahre im Besitz von Lunke, wechselten seit der Übernahme durch Lunke Ventra (2000) mehrfach die Inhaber. Lunke Ventra folgte ISE, die 2007 Insolvenz anmeldeten. Dann stieg der Finanzinvestor Northwind Capital ein, bevor 2012 Metalsa aus Mexiko anheuerte.

Die Mexikaner haben zuletzt bereits das Werk in Duisburg geschlossen, wovon Witten zunächst zu profitieren schien, weil Aufträge abgearbeitet werden müssen. Was fehlt, sind laut Betriebsrat Nachfolgeaufträge. Bis 2017 wäre zwar Arbeit da. „Aber wenn nichts Neues nachkommt, sieht’s schlecht aus“, sagt Betriebsratschef Gregor Piotrowski. Metalsa wolle die Sparte Fahrwerke/Karosserieteile ganz abstoßen.

Zeitweise sah es seinen Angaben zufolge so aus, als solle Witten reiner Produktionsstandort werden, ohne Vertrieb, Entwicklung und Einkauf. Jetzt wird über eine Komplettschließung gesprochen, sogar schon zum Jahresende - falls sich, wie gesagt, kein Investor findet. Altbesitzer Dr. Jürgen Lunke (72), gegen den VW ein Veto einlegte, ist übrigens immer noch in Witten aktiv - mit der Firma „Decotec“ im Wullener Feld.