Der Annener Verbandsmittelhersteller Dr. Ausbüttel & Co. GmbH, kurz Draco, hat seine Pläne für seinen Neubau am Fuß der Annener Halde offenbar auf Eis gelegt.

Die Stadt hatte das alte Zechengelände für rund 75 000 Euro gesichert, baufertig gemacht. Vor Ort gab es Widerstand, weil Geschäftsleute und Bürger um kostenlose Parkplätze bangten. Die Initiative L(i)ebenswertes Annen, die Gemeinschaft der Gewerbetreibenden (GAG) und die Wittener Bürger Gemeinschaft (WBG) erwogen kurz ein Bürgerbegehren. Die Politik passte den Bebauungsplan aber fast einstimmig an. Sogar die Baugenehmigung wurde schon erteilt – nur der Notarvertrag für den Grundstücksverkauf ist noch nicht unterschrieben.

Auf dem Baugelände tut sich aber schon seit einem Jahr nichts mehr. Die Bauzäune zur Halde hin liegen kreuz und quer. Die WAZ-Lokalredaktion fragte das Unternehmen seit sechs Wochen beharrlich nach dem Grund für die Verzögerung. Draco schwieg ebenso beharrlich und möchte auch weiterhin nicht öffentlich Stellung nehmen.

In der nichtöffentlichen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses wurden jetzt aber Ratsmitglieder von der Stadtverwaltung über die Draco-Pläne in Kenntnis gesetzt. Dort gebe es neue Überlegungen und Zweifel daran, ob die Halde – sie liegt gegenüber vom heutigen Standort an der Herdecker Straße – der richtige Standort für den Neubau und die Erweiterung sei.

Vergrößern will sich das Unternehmen aber offenbar weiterhin. „Wir platzen hier aus allen Nähten hatte der geschäftsführende Inhaber Stefan Kohorst vor einem Jahr der Presse gesagt. Das Unternehmen hatte 2003 noch 33 Mitarbeiter, 2014 waren es schon 90 Beschäftigte an der Herdecker Straße plus 20 Außendienstler.

Es gibt noch keine endgültige Absage

Die Stadt soll Draco inzwischen auch das neue Gewerbegebiet Drei Könige als möglichen Standort vorgeschlagen haben. Ob das passen könnte, steht noch nicht fest. Überhaupt soll für Draco noch nichts entschieden sein, auch für die Halde gebe es keine definitive Absage. Auch ein möglicher Wechsel in eine andere Stadt scheint für Draco eine weitere Option zu sein.

Informationen, die aus nichtöffentlichen Gremien an die Öffentlichkeit gelangen, werden von der Stadt grundsätzlich nicht bestätigt oder kommentiert. Als die WAZ vor Wochen nachfragte, mit welchem Aufwand die Stadt das Haldengelände vor dem geplanten Verkauf an das Unternehmen Draco hergerichtet hatte, war die Stadt aber schnurstracks in die Vorausverteidigung gegangen. „Selbst wenn wir das in 1000 Jahren nicht verkauft hätten, hätten wir diese Arbeiten ausführen müssen“, hieß es da schon. Wegen „Gefahr im Verzuge“ hätte das Gelände ohnehin gesichert werden müssen.

Dass im Boden noch Hinterlassenschaften der Zeche Vereinigte Hamburg und Franziska ruhten, das war bekannt. Bei den Untersuchungen im Zusammenhang mit dem geplanten Verkauf an Draco wurden aber mehr bergbautechnische Einbauten entdeckt als angenommen. Querschläge wurden zum Teil freigelegt, mit dem Bagger aufgerissen und dann mit Beton verfüllt – um das Gelände zu sichern und auch tragfähig für Gebäude zu machen.