Witten. . Obwohl gerne als „Lügenpresse“ diffamiert, war das Medieninteresse am „1. Alternativen Wissenskongress“ riesig. Sogar die „heute-show“ filmte.

Unbeeindruckt vom Protest draußen vor der Tür beginnt der „1. Alternative Wissenskongress“ am Sonntag (22.3.) im Saalbau. „Antifa-Kindergeburtstag“ nennt Hauptredner Jürgen Elsässer die Demo, die sich vor allem gegen ihn und die von seiner Zeitschrift „Compact“ veröffentlichten Thesen richtet, Verschwörungstheorien, wie Kritiker meinen. Die friedlichen Demonstranten verhöhnt er als „Opfer der deutschen Bildungskatastrophe“.

Kurz vor Beginn hat sich auch das Team der Satiresendung „heute-show“ vor dem Saalbau postiert. Es will jene zum Interview abfangen, die als Teilnehmer hineingehen. Den ZDF-Kollegen wird es verboten, mit der Kamera durch die Glastür den Foyerbereich zu filmen. Nur angemeldete Journalisten dürfen hinein – ohne Kamera, ohne Interviewabsicht. Sonst werde man hinausgeworfen, heißt es. Journalistische Beobachter bekommen ein Schild ans Revers geheftet, das sie als Presse – mit dickem Ausrufezeichen – zu erkennen gibt.

Viele Senioren, aber auch Studenten im Publikum

Alle anderen zahlenden Gäste erhalten ein Papierarmband in der schlichten Farbe Braun. Die knapp 800 Teilnehmer sehen wie du und ich aus. Die meisten sind mittleren Alters, viele Senioren sind gekommen, aber auch Jüngere im Studentenalter.

Darunter ist auch Matthäus Westfal (18). Er betont mehrmals, nicht rechtsradikal oder gar rassistisch zu sein. AfD-Mitglied sei er nicht – auch sonst in keiner politischen Partei. Aber er verteile ehrenamtlich Handzettel. Auf dem Exemplar, das er mitgebracht hat, finden sich Thesen wie „IS-Führer ist CIA-Agent“. Von wegen Verschwörungstheorien.

Elsässer prangert „Gleichschaltung der Medien“ an

Jürgen Elsässer spricht zum Thema „Regieren uns die Medien?“, die anderen ebenso umstrittenen Redner stellen die gleiche Frage in Zusammenhang mit EZB und ESM (Schachtschneider), Großkonzernen (Hamer) und Banken (Popp).

Elsässer eröffnet, nennt das Publikum kurz „Volk“, wie es Pegida gerne tut. Für diese Bewegung wird der Publizist in seinem Vortrag noch mehrfach Lanzen brechen. Von ihr übernimmt er auch das Wort „Lügenpresse“. Aber natürlich träfe die „Gleichschaltung der Medien“ nur auf die „Mainstream“-Presse zu – nicht aber auf „Compact“, sein laut Kritikern rechtslastiges Magazin.

Politik des Kremls verteidigt

In der Ukraine-Krise vertritt Elsässer die Seite Russlands. Die Kanzlerin nennt er „Mutti Multikulti-Merkel“, den Bundespräsidenten „Asylonkel Gauck“. Auch dem „Gender-Mainstream“, der Vielfalt und Gleichstellung der Geschlechter, erteilt er eine Absage. Seine Magazine gibt es im Foyer zu kaufen – auf Wunsch auch mit Autogramm.

Direkt über dem Stand leuchtet alle paar Minuten das Foto bunt geschminkter Männer in Frauenkleidern auf einem Bildschirm auf. Es wirbt für die künftige Show „Magie der Travestie“ im Saalbau. Dann geht es wieder bunt zu an der Bergerstraße.