David Rauterberg lud zum Rudelsingen in die Werkstadt ein. Das Motto des Münsteraners: „Karaoke für alle“. Am Piano saß Matthias Schneider.

Rudelsingen. Schon mal gehört? Wenn nicht: Viele Menschen, die sich nicht kennen und nicht unbedingt Mitglied eines Chors werden wollen, treffen sich an einem Ort, um gemeinsam zu singen. Am Mittwochabend wieder in der Werkstadt. Rund 200 Wittener folgten der Einladung zu einem gemeinsamen Liederabend, ließen gemeinsam Popsongs und Schlager von einst und heute erklingen.

Das Rudelsingen ist eine Idee des Münsteraners David Rauterberg, der unter dem Motto „Karaoke für alle“ den Abend in der Werkstadt mit dem Wittener Pianisten Matthias Schneider bestreitet. Rauterberg: „Singen ist nun mal gemeinsam am schönsten.“ Gesagt, getan. Die Wittener, die mit ihm singen wollen, stehen an kleinen Stehtischen, trinken Sekt oder Bier und blicken erwartungsvoll in Richtung Bühne.

Rauterberg verspricht: „Ihr habt ja keine Ahnung, was Euch erwartet.“ Lachen aus der Menge. Die ersten Takte des Songs „What a feeling“ erklingen und alle Blicke richten sich auf die Leinwand. Dort können die Hobbysänger die Liedtexte lesen, auch die von „Major Tom“ und „I love rock’n’roll“. Alle sind laut und euphorisch bei der Sache – obwohl viele Rudelsänger behaupten, eigentlich gar nicht singen zu können. „Es bekommt ja keiner mit, wenn man mal einen Ton nicht trifft“, meint Cornelia Stratmann schmunzelnd. Die 43-Jährige ist mit ihrer Tochter Vanessa (17) schon zum vierten Mal beim Rudelsingen.

Wildfremde sind für einen Abend vereint

Ulrike van Elsten schätzt bei dieser Veranstaltung besonders „das starke Gemeinschaftsgefühl“, das wildfremde Menschen für einen Abend vereint. Die Liedauswahl ist für alle ebenfalls wichtig. Bekannt sollten die Songs sein, alt oder aktuell, das spielt beim Rudelsingen keine Rolle. Wichtig ist, dass sowohl die Oma wie auch die Enkelin stimmlich mitwirken können. An diesem Abend folgen auf Abba die Eurythmics und der „Junge mit der Mundharmonika“ wird von dem „schönen, fremden Mann“ abgelöst.

Waldemar Rupreck lauscht den inbrünstigen Rudelgesängen ein wenig skeptisch. „Singen ist ein menschliches Grundbedürfnis. Da sollte man kein Geschäft draus machen“, findet der 65-Jährige mit Blick auf die neun Euro, die er für den Eintritt gezahlt hat. Seine Frau scheint das Eintrittsgeld nicht umzutreiben. Sie wiegt sich – von der Musik beflügelt – im Takt.