Witten. . Wer mit Rollstuhl oder Kinderwagen auf den Bahnsteig in Annen will, hat Pech. Einen Aufzug gibt es nicht. Katja Link sammelt Unterschriften.
Katja Link kommt nicht runter. Mit Catalina (8), Max (3), Kinderwagen und Koffer steht sie oben an der Treppe am Bahnhof Annen. Eigentlich will die 38-Jährige mit der S-Bahn nach Dortmund. Doch jetzt ist Endstation, bevor sie überhaupt losgefahren ist. „Wenn mir niemand hilft, bin ich aufgeschmissen“, beschwert sich die Mutter. Denn einen Aufzug zu den Gleisen gibt es nicht. Nur steile Treppen, die sie nicht bewältigen kann.
Dass der Zustand des Annener Bahnhofs unbefriedigend ist, räumt auch Franz Buresch ein. Aber: „Eine Brücke oder Unterführung, die die Probleme mit integrierten Aufzügen lösen könnten, steht aber nicht auf unserer Prioritätenliste“, erklärt der Planungsamtsleiter der Stadt. In den 90er Jahren habe es mal Pläne mit der Deutschen Bahn gegeben, da sollte eine Fußgänger- und Fahrradbrücke über die Gleise gebaut werden. Aufzüge sollten Zugreisende von dort runter zu den Gleisen befördern. „Das ist aber im Sande verlaufen“, sagt Buresch.
„Es gibt Leute, die würden spenden“
„Ein Aufzugeinbau am Bahnsteig ist in Annen nicht möglich, weil dieser zu eng ist“, betont ein Bahnsprecher. „Ein Aufzug-Projekt gibt es derzeit nicht.“ Vor längerer Zeit habe es zwar schon mal Gespräche mit der Stadt über einen Brücken-Aufzugbau gegeben. „Diese Überlegungen wurden wegen ,technischer Nicht-Durchführbarkeit’ jedoch nicht weitergeführt, auch nicht von der Stadt“, so der Sprecher. Ein Problem sei, dass für so ein Vorhaben Gleise verlegt werden müssten.
Katja Link, die regelmäßig mit der Bahn fährt, will sich mit diesen Antworten nicht zufrieden geben. „Ein Rollstuhlfahrer hat doch hier keine Chance“, sagt sie. Weil Link mit ihren Anfragen bei Bahn und Stadt nicht viel weiter kam, ist sie jetzt selbst aktiv geworden. „Ich habe angefangen, Unterschriften für einen Bahnhofsumbau zu sammeln“, erzählt die Annenerin. Sie sei erstaunt, wie viel Zuspruch sie mit ihrer Aktion erfahre. „Es gibt sogar Leute, die sagen, sie würden Geld spenden, damit der Bahnhof endlich vernünftig gemacht wird.“
Fördergelder wären die Lösung
Auch Planungsamtsleiter Buresch hat für den Annener Bahnhof eine Vision. „Wenn ich könnte, würde ich eine große Lösung bevorzugen. Mit einer Unterführung, durch die auch der Autoverkehr geleitet werden könnte. Von der Unterführung aus könnten Aufzüge auf die Gleise führen.“ Realistisch sei dies aber nicht, weil eben sehr teuer. Dennoch, so Buresch, sei die Sache nicht völlig aussichtslos. „Für einen Umbau könnte man Fördergelder von Bund und Land beantragen.“ Denkbar sei auch eine kleine Variante: Eine Fußgängerbrücke über die Gleise. „Das wäre günstiger.“ Eine Kooperation mit der Bahn müsse es aber für so eine Maßnahme geben.