Wittener zieht Kandidatur für Landratsposten im EN-Kreis zurück – zwei Tage vor Entscheidung in der SPD. Damit hat er den Rücken fürs Rathaus frei.

„Ich trete nicht mehr als Kandidat für das Landratsamt an.“ Das erklärte Frank Schweppe (56), Wittens Erster Beigeordneter, am Donnerstagmorgen gegenüber dem SPD-Unterbezirksvorstand und auch gegenüber dieser Zeitung.

Die politische Tagesordnung ist damit überholt. Schweppe war als Kandidat für die Nachfolge von Landrat Dr. Arnim Brux (62) im Rennen. Brux, seit 2002 an der Spitze des EN-Kreises, stellt sich im September nicht zur Wiederwahl. Aussichtsreicher Gegenkandidat Schweppes innerhalb der SPD war bisher der Hattinger Olaf Schade (46), langjähriger SPD-Fraktionschef im Kreistag. An diesem Samstag sollte es zur Kampfabstimmung zwischen den beiden kommen: auf der EN-Vertreterversammlung der Genossen im Anschluss an einen Unterbezirksparteitag der SPD Ennepe-Ruhr im Haus Witten.

Daraus wird jetzt nichts. Schweppe zog seine Kandidatur in letzter Minute zurück. Zu seinen Beweggründen wollte sich der Wittener nicht weiter äußern. Er sagte aber auch: „Mein Platz ist in Witten – an welcher Stelle auch immer“.

Damit ist offensichtlich: Der Erste Beigeordnete, in diesem Amt erst vor zwei Jahren für weitere acht Jahre einstimmig bestätigt – will sich voll auf eine Bürgermeisterkandidatur konzentrieren. Der SPD-interne Wettbewerb gegen die Amtsinhaberin Sonja Leidemann ist frisch eröffnet: Drei der 13 Wittener Ortsvereine haben sich bisher für Schweppe ausgesprochen, fünf für Leidemann – die Entscheidung fällt am 7. März.

Hemmung abgelegt

Haben Sie diese Überschrift nicht schon mal gelesen? Nein, vor zwei Wochen hieß es: Schweppe s o l l Bürgermeister werden. Damals hatte ihn der Ortsverein Bommern frisch nominiert. Jetzt w i l l er Bürgermeister werden. Die Bedenkzeit, die er sich ausbedungen hatte, ist vorbei.


Zeugt es nicht von Wankelmut, erst Landrat und dann doch lieber Bürgermeister werden zu wollen? Dazu sollte man berücksichtigen: Für Schwelm ließ sich Schweppe vorschlagen, als das höchste Amt im Rathaus noch völlig außer Reichweite schien.
Schweppe kann sich in Witten offenbar reelle Chancen ausrechnen. Das Rennen ist jedenfalls offen. Für Leidemann haben sich bisher mehr Ortsvereine ausgesprochen – mit Ausnahme von Vormholz aber eher mitgliederschwache, sie entsenden weniger Delegierte. Geändert hat sich auch, dass Schweppe die Hemmung abgelegt hat, als Bürgermeister-Stellvertreter gegen die „eigene“ Bürgermeisterin anzutreten, mit der ihn nach eigenen Worten eine jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit verbindet. Ein Wettstreit ums höchste Amt hat aber in der Demokratie nichts Unehrenhaftes.

Eine mögliche Niederlage bei der Landratskandidatur hätte Schweppe da wohl nicht gut zu Gesicht gestanden. Die SPD-Stadtverbände von Hattingen, Wetter, Gevelsberg, Ennepetal und Breckerfeld hatten eine Empfehlung für Olaf Schade ausgesprochen, Herdecke, Sprockhövel und Schwelm hatten kein Votum abgegeben. In Witten hatten einige Ortsvereine Schweppe auf den Schild gehoben, andere aber den Hattinger Schade. Indes: Beim direkten Aufeinandertreffen wäre alles möglich gewesen. 2002 trat Schweppe schon mal bei der SPD-internen Kandidatenkür für den Landratsposten an. 50 : 50 lautete damals das Ergebnis in zwei Wahlgängen der EN-Delegierten der SPD. Den Zuschlag bekam der Gegenkandidat damals per Losentscheid: Dr. Arnim Brux.

Bei der Kür des SPD-Landratskandidaten 2015 tritt Olaf Schade Samstag nun ohne Gegenkandidaten an. Die EN-Grünen beraten in Witten parallel, wie sie die politische Zusammenarbeit mit der SPD im Kreis fortsetzen wollen.