Witten/Ennepe-Ruhr. . Caritas-Geschäftsführer fordert von der Arbeitsagentur mehr Ehrlichkeit bei den aktuellen Arbeitslosenzahlen. Jeder Betroffene müsse erfasst werden.

Der Wittener Caritas-Geschäftsführer Hartmut Claes hat seine Kritik an der Bundesagentur für Arbeit erneuert. Ältere Arbeitslose würden in der Statistik teilweise nicht mehr berücksichtigt. Außerdem werde zu wenig für die Langzeitarbeitslosen getan. Letztere sind in der Obhut der beim Kreis angesiedelten Jobcenter.

Monat für Monat tauche ein Teil der über 58-jährigen faktisch nicht in der Arbeitslosenstatistik auf, erklärt Claes, der auch Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege im EN-Kreis. ist. Und: Erwerbsfähige Arbeitslose über 50 Jahre würden seltener arbeitsmarktpolitisch gefördert. Dies seien beunruhigende Ergebnisse des „Arbeitslosenreports“, den die Wohlfahrtsverbände NRW vorgelegt hätten. Diese Entwicklung treffe auch für den EN-Kreis zu.

Kein Jobangebot in zwölf Monaten

Hier würden aufgrund gesetzlicher Vorgaben 1243 Arbeitslose über 58 Jahre statistisch nicht zu den Arbeitslosen gezählt, weil sie in den letzten zwölf Monaten kein Jobangebot erhielten oder Arbeitslosengeld bzw. Hartz-IV-Leistungen unter erleichterten Bedingungen beziehen. Genauso ärgerlich sei, dass ältere Hartz-IV-Empfänger arbeitsmarktpolitisch kaum gefördert würden.

Im Kreis seien rund 4400 Langzeitleistungsbezieher über 50 Jahre registriert. Die „Aktivierungsquote“ liege nur bei fünf Prozent. Claes: „Das heißt, nur jeder 20. erwerbsfähige Leistungsberechtigte über 50 Jahre in unserer Region erhält die Möglichkeit, an einer Fördermaßnahme teilzunehmen.“ Mit polierten Statistiken werde dem Bürger Sand in die Augen gestreut und das Problem verharmlost.

Auch Ein-Euro-Jobber mitzählen

„Egal ob jung oder alt, Qualifizierungsmaßnahme oder Ein-Euro-Job, jeder Arbeitslose muss mitgezählt werden. Alles andere ist Schönfärberei“, fordert Claes. Er fürchtet, dass ältere Arbeitslose, die aus der Statistik fallen, aufgegeben werden. „Aus den Augen, aus dem Sinn.“ Der Caritas-Chef verlangt im neuen Jahr mehr Transparenz und Ehrlichkeit bei den Arbeitsmarktzahlen.