Rolf P. wurde aufgepäppelt, besuchte das Haus Turmalin, eine ehemalige Pflegeeinrichtung nahe der Husemannstraße. Nicht nur das: Wie ein wachgeküsster Prinz, beschreibt Ute Kiczka, hätte der damals 44-Jährige sein Leben selbst in die Hand genommen.
Das bestätigt auch Bernd Antweiler, Leiter der Tagesstätte im „Viadukt“, ein Verein für psychisch kranke Menschen. Rolf P., der jahrelang nur mit Lumpen auf der Straße lebte, hilflos, traurig, half dort mit beim Bau eines Teiches, strich einen Zaun, bereitete das Frühstück, machte mit in der Theatergruppe – lebte endlich wieder ein Leben.
„Er war offen und zugänglich, aber zurückhaltend“, erinnert sich Bernd Antweiler. „Er war froh, dass er hier seine Arbeit verrichten konnte. Es war wichtig für ihn, seinen eigenen Weg zu finden.“ Und der Weg war nicht zu Ende. Tatsächlich fand Rolf P., wie wenige Obdachlose, wieder in ein annähernd normales Leben zurück. Mit Hilfe des Sozialarbeiters Kai Förster fand er eine Wohnung, nein, eine neue Heimat nach Jahren des Elends, der Erschöpfung, nach bitterkalten Wintern.
Mittlerweile waren Rolf P., Ute Kiczka und ihr Mann Freunde geworden. „Es war etwas gewachsen, was er endlich zeigen konnte“, sagt sie. Er habe sie immer wieder zu sich in sein neues Heim eingeladen, begeisterte mit seinen Frikadellen. Er sei gut eingerichtet gewesen: mit Tischdeko je nach Jahreszeit, mit Topfpflanzen. Ute Kiczka beschreibt ihn als bescheidenen Mann, der gerne einmal verreist wäre. „Am liebsten in den Süden.“
Wie die Geschichte ausgegangen ist? Rolf P. konnte seinen Traum nicht mehr erfüllen. Im November 2013 starb der Wittener. Er wurde 57 Jahre alt. Seine Geschichte könnte gerade an Heiligabend zeigen, wie wertvoll ein gemütliches Heim ist. Und Barmherzigkeit. „Ohne die Anteilnahme der Wittener“, sagt Ute Kiczka, „hätte es Rolf nicht von der Straße geschafft.“