Witten. . Das DRK qualifiziert Inklusionsassistenten, die mit dem Autismus-Therapie-Zentrum zusammenarbeiten. Im Alltag machen sie unterschiedliche Erfahrungen.
2005 habe sie den Job schon gemacht. „Da wurde ich noch belächelt“, sagt Sabine Enstipp. Doch seit in diesem Schuljahr der Rechtsanspruch auf das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung besteht, wächst der Bedarf. Jetzt gehört die 45-Jährige zu den zwölf Inklusionsassistenten, die das DRK seit diesem Jahr qualifiziert und beschäftigt. Das Besondere: Sie begleiten jene Kinder im Schulalltag, die im Autismus-Therapie-Zentrum auf dem Sonnenschein betreut werden.
Eine große Herausforderung: „Denn jedes autistische Kind ist anders und benötigt eine sehr individuelle Förderung“, weiß Diplom-Sozialpädagogin Maren Windemuth vom Sozialen Dienst des DRK. Deshalb arbeiten die Inklusionsassistenten eng mit den jeweiligen Autismus-Therapeuten des Zentrums zusammen. Ein großer Vorteil: „Wir erleben das Kind den ganzen Tag in vielen Situationen, die der Therapeut gar nicht mitkriegt. Und die Kinder können ja selbst meist nicht in Worte fassen, welche Probleme sie haben. Das können wir dann weitergeben“, sagt eine der Assistentinnen, die ihren Namen nicht so gern in der Zeitung lesen möchte.
Service für Eltern
Nicht zuletzt sei das ein Service für die Eltern, die solch einen Begleiter für ihr Kind wünschen. „Sie müssen nicht noch einen anderen Träger ins Boot holen“, sagt Maren Windemuth, die das Konzept beim Kreis einreichte und auf positive Resonanz stieß. Ein Jahr lang werden die elf Frauen und ein Mann beim DRK ausgebildet und erfahren dabei – anders als andere Schulbegleiter – viel über die unterschiedlichen Ausprägungen von Autismus. Hauptsächlich betreuen sie dann, im gesamten EN-Kreis, Kinder mit frühkindlichem Autismus und dem Asperger-Syndrom. Vier von ihnen sind in Witten im Einsatz.
Schon während der Qualifizierung arbeiten sie mit „ihrem“ Kind in der Förder- oder Regelschule, in der Grundschule oder am Gymnasium. Und dabei machen sie die unterschiedlichsten Erfahrungen. „Die Lehrer sind überfordert“, hat etwa Sebastian Gansäuer (27) festgestellt. Viele legten gar keinen Wert auf eine Zusammenarbeit, andere hätten ihn schon gebeten: „Kannst du mir was über Autismus erzählen?“ Vor allem aber habe er gemerkt, wie wichtig seine Arbeit als Inklusionsassistent ist. Anfangs sei das von ihm begleitete Kind, das sich verbal und körperlich nicht kontrollieren kann und andere auch schon mal angreift, in der Klasse überhaupt nicht klar gekommen. „Inzwischen haben die anderen weniger Angst vor ihm.“
Harte Arbeit, die sich lohnt
„An meiner Schule läuft’s hervorragend, die Lehrer sind wunderbar, die Kinder nett“, schwärmt Bettina Tost. Der Junge, den sie betreut, sei gut integriert, habe Freunde. „Und wenn er mal einen Durchhänger hat, bin ich da und stupse ihn an“, sagt die 47-Jährige. Für die Kinder sei es auf jeden Fall gut, eine Vertrauensperson an ihrer Seite zu haben, bestätigt Claudia Ehlender (40). „Bevor eine Situation eskaliert, sprechen wir miteinander.“
Jana Baumann (25) glaubt, „dass alle was von dem gemeinsamen Unterricht haben“. Nur so könne eine Generation heranwachsen, die auch später im Berufsleben viel besser mit Autisten umgehen könne. „Harte Arbeit“ bedeute ihre Aufgabe, sagt Sabine Enstipp. Doch eine, die sich lohnt: „Ohne mich wäre das Kind nicht mehr an dieser Schule.“