Ab Januar ist Claudia Pyras Geschäftsführerin der Siedlungsgesellschaft Witten. Die Architektin (52), die Uwe Träris ablöst, setzt auf eine weitere Modernisierung des Immobilienbestandes.

Stabwechsel bei der Siedlungsgesellschaft Witten: Die Architektin Claudia Pyras löst ab Januar Uwe Träris als Geschäftsführer ab. Dieser betont, seiner Nachfolgerin „nach ein paar Jahren der Konsolidierung ein Unternehmen mit einem stabilen, guten Ergebnis übertragen zu können“.

1340 Wohnungen hat das kommunale Wohnungsunternehmen in der Stadt. Fast die Hälfte davon in Annen. Laut Träris liegt der Wohnungsleerstand in den Objekten der Siedlungsgesellschaft heute bei unter zwei Prozent. „2011 waren wir da noch bei viereinhalb bis fünf Prozent.“ Grundsätzlich stehe in Witten viel preiswerter Wohnraum zur Verfügung. „Die Siedlungsgesellschaft hat keine Warteliste mit potenziellen Mietern.“

Baukosten liefen aus dem Ruder

Dass es nur noch wenig Leerstände bei der SGW gebe, sei auch eine Folge der deutlich erhöhten Aufwendungen für die Instandhaltung des Immobilienbestandes in den vergangenen Jahren, sagt Claudia Pyras. „Jede Wohnung, aus der jemand auszieht, wird jetzt saniert“, bekomme nach Bedarf „ein neues Bad, eine neue Elektrik und neue Fußböden“.

Dies sei vor 2010 nicht so gewesen. „2009 hat die SGW eine Million Euro in die Instandhaltung investiert, 2013 waren es 1,7 Millionen und in diesem Jahr wird das noch höher ausfallen“, so Uwe Träris. „Außerdem machen wir derzeit rund 200 000 Euro Gewinn pro Jahr.“ Geld, mit dem man Verluste ausgleiche, die man 2009 gemacht habe.

Der Hintergrund: Die im Jahr 2008 von der Siedlungsgesellschaft in Annen fertiggestellte Wohnanlage im Preinsholz mit drei mehrgeschossigen Gebäuden – Wohnraum unter anderem für Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung – war deutlich teurer ausgefallen als geplant. Uwe Träris: „Die Baukosten liefen aus dem Ruder.“ 2009 habe die SGW einen Verlust von rund zwei Millionen Euro gemacht, „im wesentlichen durch die Baumaßnahme Preinsholz“.

Ein schönes neues Bad reicht nicht

Volkswirt Träris, der die SGW-Geschäftsführung seit Januar 2012 in Personalunion mit der Geschäftsführung der Wittener Stadtwerke innehatte, wechselt als Alleinvorstand des Energieunternehmens AVU im neuen Jahr nach Gevelsberg. Seine Nachfolgerin, die ab 1981 eine Lehre als Immobilienkauffrau bei der Siedlungsgesellschaft machte und nach ihrem Studium in Dortmund als Architektin zum Wohnungsunternehmen zurückkehrte, sieht ihre Hauptaufgabe in der weiteren „Modernisierung unserer Immobilien von innen und außen. Wir wollen qualitativ hochwertige und gleichzeitig bezahlbare Wohnungen vor allem für benachteiligte Bevölkerungsgruppen bereitstellen“.

Ein schönes neues Bad alleine reiche da nicht aus, betont die Ingenieurin. „Ein heller Hausflur, eine frische Fassade, ein gut gedämmtes Dach und schließlich ein ansprechendes Umfeld machen ein gefragtes Quartier aus.“

Wohnungsunternehmen sichert Flüchtlingen Hilfe zu

Ein gutes Beispiel dafür seien die Häuser der Siedlungsgesellschaft in der Annener Schellingstraße. Hier habe man nicht nur den Pinsel in die Hand genommen. Pyras: „Die Außenanlagen wurden neu gestaltet, außerdem das Café Schelle eingerichtet. Hier wohnen die Menschen nicht nur, hier leben sie miteinander.“

Claudia Pyras sichert auch Flüchtlingen in der Stadt die Hilfe des kommunalen Wohnungsunternehmens zu, dessen Hauptgesellschafter mit einer Stammkapitalbeteiligung von 56,32 Prozent die Stadt Witten ist. „Wir haben schon elf Wohnungen an Flüchtlinge vermietet, in denen 32 Menschen leben.“ Kurzfristig werde die SGW weitere elf Wohnungen für bis zu 31 Menschen bereitstellen. Pyras: „Außerdem wird das Nebengebäude unseres Firmensitzes zurzeit für die Unterbringung von bis zu acht Flüchtlingen umgebaut.“

Mieter in SGW-Häusern, in denen Flüchtlinge leben, seien angeschrieben worden, ob sie für diese Patenschaften übernommen wollen. „Paten können den Menschen bei Problemen im Alltag helfen“, so Claudia Pyras. Eine Möbelbörse sei geplant, mit Gegenständen aus Haushaltsauflösungen. Der Stadt sei der Nachbarschaftstreff Kerschensteiner­straße in Annen als Anlaufstelle für Flüchtlinge angeboten worden.