Witten. . Im dritten Jahr in Folge gibt’s mehr Geld für den Ev. Kirchenkreis Hattingen-Witten. Doch damit soll’s spätestens ab 2017 vorbei sein. Das hat Folgen.
Sprudelnde Steuerquellen aufgrund der guten Konjunktur kommen auch der Kirche zugute, obwohl ihr immer mehr Menschen den Rücken zukehren. Der Evangelische Kirchenkreis Hattingen-Witten rechnet im nächsten Jahr mit 7,8 Millionen Euro aus der Kasse der Landeskirche, 95 000 Euro mehr als in diesem Jahr.
Von den 7,8 Millionen bekommen die 17 Gemeinden in Hattingen, Witten, Wengern und Sprockhövel etwa 1,5 Millionen – rund 112 000 Euro mehr als im Vorjahr. Was unter den knapp 90 Synodalen aber keine Begeisterung auslöste. Denn Sparen bleibt ein Gebot der Stunde. Es sei absehbar, dass die Gelder spätestens ab 2017 deutlich weniger werden, hieß es. Bis dahin müssten sich alle Gemeinden gut überlegen, welche Schwerpunkte sie in Zukunft noch finanzieren können und wollen.
Verlust an Schäfchen liegt über dem Landesdurchschnitt
Erstmals liegt der Gemeindegliederrückgang über dem Landesschnitt. Derzeit gehören dem Kirchenkreis 68 592 Menschen an, 1,6 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Wie viel Witten verlor, wurde nicht näher erörtert. Die Ruhrstadt zählt noch 37 285 Gläubige. Nur Niederwenigern und Nierenhof (Hattingen) sowie Trinitatis (Witten) verzeichnen ein leichtes Plus.
Je mehr Schäfchen, desto mehr gibt’s aus dem Steuertopf. Pro Kopf bekommen die Gemeinden im nächsten Jahr 22,07 Euro statt 20,12 Euro. Mit 7587 Mitgliedern ist die Wittener Trinitatisgemeinde unverändert die größte im Kirchenkreis. Es folgen Annen (6462) und St. Georg in Hattingen (6429).
Mehr als eine Million Euro für Kitas
„80 Prozent unserer Gelder investieren wir in Menschen“, betonte Superintendent Ingo Neserke. Geld, das heute rund ein Drittel weniger wert sei als 1992, als man zuletzt knapp acht Millionen Euro zur Verfügung hatte. Neserke: „Mit dem Geld, mit dem wir früher drei Kindertageseinrichtungen führen konnten, können wir uns jetzt eigentlich nur noch zwei leisten – und haben gleichzeitig deutlich mehr Kinder in der Betreuung als vor der Jahrtausendwende.“
Mehr als eine Million Euro investiert die Kirche 2015 wieder in ihre 24 Kitas mit etwa 180 Mitarbeitern. Daran werde man auch künftig festhalten, versicherte Neserke. Kita-Arbeit sei auch Gemeindeaufbau und gesellschaftliche Aufgabe. Gleichzeitig kritisierte der Wittener das umstrittene Kinderbildungsgesetz Kibiz, das den Trägern keine auskömmliche Finanzierung der Kitas sichere.
Superintendent kritisiert „Kibiz“
„Geld für Rücklagen und größere Investitionen sind in den Pauschalen nicht enthalten. Da brauchen wir dringend die Unterstützung unserer zuverlässigen Partner in Land und Kommune“, sagte Neserke. Andere Aufgaben wie Jugendarbeit, das Diakonische Werk oder die ev. Altenheime würden ebenfalls aus diesem gemeinsamen Topf bezahlt. Gleichzeitig will der Kirchenkreis angesichts der im dritten Jahr in Folge gestiegenen Mittelzuweisungen Rücklagen für Notsituationen und den „Umbau von Strukturen“ bilden.
Bange vor der Zukunft sei ihm nicht, sagte der Superintendent. „Wir müssen uns in Zukunft vielleicht an mancher Stelle einschränken – aber das, was wir tun, werden wir auch weiterhin mit Kompetenz, Leidenschaft und vor allem aus christlicher Überzeugung tun.“