Witten. . Der Lutherpark ist eine der ersten Nachkriegs-Naherholungsanlagen in Witten. Trotzdem wird zum Beispiel der tolle Spielplatz zu wenig angenommen. Die Lutherstraße und mit ihr die Kreuzkirche blicken auf eine wechselvolle Geschichte zurück.

Die Lutherstraße trennt den Lutherpark und auch sein Publikum: Oben, Richtung Ardeystraße, sitzen oft ein schwierige Besucher, nahe der Drogenkontaktstelle „Haus im Park“. Fernab von deren Problemen genießen Spaziergänger und spielende Kinder die kleine grüne Oase in der Wittener Innenstadt. Ein Besuch vor Ort.

Man glaubt es kaum, aber die meisten unserer Kinder waren noch nie im Lutherpark. Wir sind die 2a und 2b der Rüdinghauser Grundschule. Gerade waren wir auf der Eisbahn, jetzt toben wir uns auf dem Spielplatz aus. Das ist ein richtig toller Klassenausflug: Er kostet nichts und die Kinder genießen die weite Spielfläche, wir nehmen nun doch einen Bus später zurück. Der Lutherpark ist schön, es ist schade, dass der so wenig angenommen wird.
Doreen Ullrich und Daniela Wulff, Klassenlehrerinnen

Den Kiosk in der Lutherstraße gibt es seit 50 Jahren, ich betreibe ihn seit knapp zwei Jahren. Nach meiner Ausbildung wollte ich mein eigener Chef sein. Im Winter ist es mühsam, ich habe von 9 bis 21.30 Uhr geöffnet, zumeist verkaufe ich Zigaretten und Süßigkeiten. Zeitungen gehen gar nicht. Süßes klappt selbst bei den älteren Leuten, die in der Straße wohnen. Im Sommer ist viel mehr los, wenn der Park voll ist und die Jugendlichen auf der Rampe sind. Zum Glück hat die Zahl der Alkis abgenommen. Wenn die nur da sitzen und trinken würden, ist es ja ok. Ich kann die Anwohner verstehen, die sich beschweren: mitunter wurde ganz schön herum geschrieen.
Kamal-Marcel Sreis, 24

Ich gehe fast jeden Tag hier mit meiner Cindy spazieren, wir wohnen in der Nähe. Aber in den oberen Teil des Parks gehe ich nicht. Manche lassen da ihre Hunde unangeleint herumlaufen, da gab es schon unangenehme Begegnungen. Mich ärgert es auch, wenn ich rauchende Eltern auf dem Spielplatz sehe. Kippe auf dem Spielplatz sollte verboten werden!
Ferdinand Grürmann, 53, mit seinem Jack Russell Cindy, 4

Um den Vorgarten kümmere ich mich. Ich bin Rentner und das ist mein Hobby. Die beiden Palmen vorm Haus stehen hier seit 15 Jahren und haben jeden Winter mitgemacht. Eine musste ich runterschneiden, da lag in einem Winter so viel Schnee auf den Stängeln, dass sie abgebrochen sind. Als wir hergezogen sind, waren die Palmen gerade ein Jahr alt. Ich gieße sie im Sommer mit Regenwasser, verschneide sie und im Herbst decke ich die Wurzeln mit viel Laub ab – das ist alles. Sie stehen auf der Südseite des Hauses, da bekommen sie schöne Sonne ab.
Alfred Chlond, 72

Tja, wozu dient ein Gemeindebüro? Wir sind die Anlaufstelle für viele Leute. Früher wurden hier die Kirchbeiträge in bar eingezahlt. Heute ist das vereinzelt immer noch so. Es gibt wirklich ein paar Leute, meist Alleinstehende, die kommen vorbei, quatschen fünf Minuten und zahlen ein. Vielleicht ist das nicht mehr zeitgemäß, aber auf ein Gemeindebüro kann man doch trotzdem nicht verzichten.

Ansonsten kommen alle möglichen Leute, die Interesse an der Gemeinde haben, eine Beerdigung absprechen wollen oder einfach knapp bei Kasse sind. Was wir in solchen Fällen machen? Nun zunächst reden unsere Pastoren mit den Bedürftigen. Wir möchten kein Geld geben, sondern anderweitig helfen: zum Beispiel, dass wir die Leute zur Apotheke begleiten oder zusammen eine Fahrkarte kaufen. Aber fest steht: Wir schicken keinen weg, der Hunger hat. Und sei es, dass ich ihm ein Paket mit belegten Broten zurecht mache.
Gaby Brauer, 62, Finanzsekretärin der Kreuzgemeinde, arbeitet im Gemeindebüro

Wechselvolle Geschichte

Die Lutherstraße wurde 1869 als „Kirchhofweg“ angelegt, erst 1913 wurde die Verbindung zwischen Ardey- und Johannisstraße nach dem Reformator Martin Luther benannt. Die Kreuzkirche und der Lutherpark prägen heute die nur 388 Meter lange Straße.

Die 1897 gebaute und im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörte Kirche der Selbständigen ev.-lutherischen Kreuzgemeinde wurde neu errichtet. Interessant: Weil die Bronzeglocken im Krieg eingeschmolzen wurden, erhielt die Kirche beim Wiederaufbau Glocken aus Bochumer Stahl – die sehr laut schallen. „Und das, obwohl wir der Glocke und dem Klöppel eine schalldämpfende Zinnlegierung verpasst haben“, schmunzelt Pfarrer Hinrich Schorling.

Der Lutherpark, der durch die Lutherstraße in zwei Hälfte geteilt wird, wurde Anfang der 50er Jahre als einer der ersten Naherholungsbereiche in Witten nach dem Krieg hergerichtet. Damals musste die Aushubhalde des 1943 gebauten und 1945 ausgebauten Tiefbunkers unter dem heutigen Lutherpark abgeräumt werden. Den Eingang zum Bunker gibt es übrigens immer noch – er liegt in der Bonhoeffer­straße. Dort wurden im Februar 1945 bei einer Massenpanik 38 Menschen zu Tode gequetscht.

Vor dem Zweiten Weltkrieg lag auf dem Gelände des heutigen Parks der zweite Wittener evangelische Friedhof. 1826 war dieser eingeweiht worden. Wer auf Spurensuche gehen möchte: Einzelne Grabsteine wurden im östlichen Teil des Parks stehen gelassen.