Witten. . Der Wittener Wilhelm Erdmann wurde wegen seiner Homosexualität Opfer der Nazis. An ihn erinnern wir in unserer Serie „Stolpersteine“.

Wilhelm Erdmann wurde am 2. Mai 1900 in Witten geboren. Seine Eltern stammten aus Ostpreußen. Während der Vater den Tod seines jüngsten Sohnes im KZ nicht mehr erleben musste, starb die Mutter, Wilhelmine Erdmann, erst 1962 in Witten.

Bereits mit 19 Jahren wohnte Wilhelm Erdmann nicht mehr im elterlichen Haushalt, zog aber im Jahr 1929 von Fallingbostel in die mütterliche Wohnung in der Breite Straße 40 zurück. Im Februar 1932 ging er auf Wanderschaft. Seine amtliche Meldekarte endet im April 1936 mit dem Vermerk: „Münster, Strafanstalt“. Dem zugrunde lagen zwei Verurteilungen, eine wegen eines Gewerbevergehens (vermutlich hatte er sich nach Verlust des Arbeitsplatzes als Bankbeamter und Kaufmann ohne Zulassung als Rechtsberater betätigt), eine weitere wegen „Bettelns“ während der Zeit seiner Wanderschaft.

Wilhelm Erdmann war 1920/21 Mitglied der SPD, dann 1930 der NSDAP, ab 1932 der KPD. Er wurde ab Mitte der 30er Jahre als Homosexueller verfolgt und von einer Bochumer Strafkammer zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt.

Die Nationalsozialisten hatten 1935 nicht nur den Paragraphen 175 des Strafgesetzbuches, der Homosexuelle bestrafte, erheblich verschärft, sondern auch zahlreiche weitere Verfolgungsmaßnahmen gegenüber Homosexuellen in Gang gesetzt. So erließ z. B. der „SS-Reichsführer und Chef der Polizei“, Heinrich Himmler, am 12. Juli 1940 den Befehl, alle männlichen Personen, die mehr als einen Mann „verführt“ hatten, nach Verbüßung ihrer Haftstrafen in ein KZ zu bringen.

Zwangsarbeit in Steinbrüchen

Seine Strafe saß Erdmann in vollem Umfang bis zum 1.7.1939 ab. Danach wurde er auf Anordnung der Bochumer Kriminalpolizei unmittelbar in „Schutzhaft“ genommen und am 27. 7.1939 in das KZ Buchenwald deportiert. Dort wurde er, wie viele Homosexuelle, in eine Strafkompanie gesteckt, wo ihm die schwersten Arbeiten aufgezwungen wurden. Die Strafkompaniehäftlinge wurden im Steinbruch und bei anderen Zwangsarbeiten systematisch zu Tode geschunden - viele überlebten die Torturen und schwerste körperliche Arbeit zusammen mit mangelhafter Versorgung und katastrophalen hygienischen Bedingungen nicht.

Wilhelm Erdmann wurde am 15.4.1940 von Buchenwald in das KZ Mauthausen gebracht. Auch dort mussten Häftling in einem Steinbruch arbeiten. Erdmann überstand Mauthausen und wurde am 14.8.1940 in das KZ Dachau transportiert. Diese Haft überlebte Erdmann nicht, er starb am 17. Februar 1941 an „Versagen von Herz und Kreislauf“. Eine beschönigende Formulierung, die einen „natürlichen“ Tod vorgaukeln sollte, aber tatsächlich Ergebnis eines langjährigen Strafverfolgungs-, Ausbeutungs- und Vernichtungsprozesses durch den nationalsozialistischen Staatsapparat war.

Wilhelm Erdmann wurde nur 40 Jahr alt.