Witten. . Heißt es nun „am Kleff“ oder „auf dem Kleff“? Die Anwohner jedenfalls sagen beides. Wobei die Höhenlage der Hevener Straße für die zweite Variante spricht. Beim Spaziergang über den Kleff erfuhren wir jedenfalls noch viel mehr.
Wer den „Kleff“ ab der Sprockhöveler Straße in Heven entlang spazieren möchte, der muss erst mal ein paar Höhenmeter erklimmen. Dann führt die Straße kilometerlang fast bis nach Herbede. Bäcker, Bude, Lokal, Lebensmittelgeschäft? Fehlanzeige. Hier wohnt der Wittener inzwischen nur noch. Das tut er dafür aber umso schöner, denn der Kleff verläuft fast parallel zur Ruhr und gewährt immer wieder wunderschöne Ausblicke auf den Fluss und die gegenüberliegenden Waldgebiete.
Wir wohnen dort, wo Kleff und Fahrendelle sich treffen. Ich bin eigentlich aus Bommern und lebe hier seit 36 Jahren. Mein Sohn, der 35 ist, wurde hier geboren, hat auch mal woanders gewohnt und lebt jetzt wieder bei uns in der Nähe. Seit zehn Wochen ist er Papa, ein Jahr in Elternzeit und da gehen wir natürlich gern mit dem Kinderwagen hier spazieren. Der Blick ist einfach einmalig. Früher habe ich die Ruhr direkt vom Haus aus gesehen, dann wurde davor gebaut. Leider hat die Bebauung in den letzten zehn Jahren sehr zugenommen.
Regina Schulz, 64
Vor acht Jahren sind wir aus Stockum hergezogen und von den Nachbarn sehr herzlich aufgenommen worden. Da sind schon Freundschaften entstanden. Auch für die Kinder ist es toll hier. Der Kemnader Stausee und die Ruhr sind in der Nähe. Wenn ich auf dem Kleff spazieren gehe, treffe ich immer viele andere Hundebesitzer. Nur ein Bäcker in der Nähe – das wäre schön. Marion Theiß, 44
Hergezogen sind wir 1969, weil uns die Gegend so gut gefiel – und die Aussicht aufs Ruhrtal. Außerdem ist es schön ruhig, weil kaum Autos fahren. Und: Die Luft ist gut, die sauberste in Witten, weil wir meist Westwind haben und der Rauch von den Edelstahlwerken in die andere Richtung zieht. Wenn’s im Sommer in der Stadt richtig heiß ist, weht hier oben immer ein angenehmes Lüftchen. Wir gehen jeden Tag auf dem Klaff spazieren, früher mit den Enkeln, die konnten wegen des geringen Verkehrs immer schön Roller fahren. Ganz früher gab’s hier noch einen kleinen Tante-Emma-Laden. Auch die Gaststätte „Haus Sohn“ ist schon länger dicht. Aber man kann ja mit dem Auto alles schnell in Heven erreichen.
Friedhelm Kansteiner, 75
Es ist so schön ruhig hier. Und im Sommer, wenn die Bäume belaubt sind, ist es noch ruhiger. Der Name der Straße steht übrigens für „Klippe“. Als die Herbeder Straße unten gebaut wurde, musste man von den Felsen was wegnehmen, dabei ist die Klippe entstanden. Man erkundigt sich ja schließlich, wo man wohnt.
Jürgen Henning, 73
Hier hat sich ja im Laufe der Zeit so viel verändert. Früher gab’s sogar mal drei kleinere Geschäfte auf dem Kleff, darunter ein Lebensmittelladen und eine Bäckerei, da haben wir an Heiligabend die Kuchenplatten zum Backen hingebracht. Das Haus nebenan war mal eine Gartenwirtschaft und ganz früher das Vereinslokal des TuS Heven.
Eigentlich ist der Kleff ja mal eine Durchgangsstraße gewesen. Es war sogar die erste Straße, die von Herbede nach Witten führte. Das war schon vor 1800. Ein altes Fachwerkhaus steht noch, das war mal ein Gesindehaus. Und das gelbe Haus war mal eine Gartenwirtschaft. Die hieß „Zur schönen Aussicht“, da ist mein Vater Sonntagmorgens hin und für mich gab’s Kinderbier – Wasser mit Himbeersaft. Wir leben gern hier, weil es schön ruhig ist. Nur die Nachbarschaft hat sich etwas verändert, klar, es kommen ja viele jüngere Leute nach, zu denen hat man nicht mehr so viel Kontakt.
Und noch was wird zu einem immer größeren Problem: Weil der obere Teil des Kleff immer mehr bebaut wurde, gibt es jetzt viel mehr versiegelte Flächen. Bei starkem Regen drückt sich das Wasser regelmäßig in die Häuser. Wir hatten in diesem Jahr schon zweimal den Keller überschwemmt.
Margret und Heinz Schmidt, 79 und 86