Witten. . Vor zehn Jahren ließen sich die überzeugten Karnevalisten Peter und Karin Wichlein in Witten trauen.In ihrer Hochzeitsrobe von einst bedankten sie sich gestern beim Standesbeamten Volker Banhold: mit Bützchen und Helau.
Seit 16 Jahren arbeitet Volker Banhold als Standesbeamter. In all’ den Jahren hat er viele Paare in Weiß getraut. Rustikaler ging es zu bei den Motorrad- und Stollenhochzeiten auf Zeche Nachtigall. Die wenigsten trauten sich als „Schreibtischtäter“. Aber richtig lustig war nur eine Hochzeit: die von Peter und Karin Wichlein am 11. 11. 2004 um 11. 11 Uhr, eben vor zehn Jahren.
Gestern kamen die beiden überzeugten Karnevalisten zum Dankesagen vorbei und hatten sich dazu in ihre Hochzeitsrobe von einst geschmissen: Die rote Blümchenhose und die gelbe Jacke, er mit Melone auf roten Haar, sie mit keckem gelben Hütchen auf dem modischen Kurzhaarschnitt. Zwei Clowns, Helau!
„Gut, dass ich ‘ne Bluthochdrucktablette genommen hab’“, sagt Karin Wichlein, denn um das Standesamt im Südflügel des Rathauses zu finden, schickt man die beiden treppauf, treppab. „In der Villa Lohmann war das aber schöner!“ Dabei stellt sich heraus: Herrn Banhold sind die beiden wohlbekannt, denn sie kommen fast jedes Jahr an ihrem Hochzeitstag vorbei. Allerdings, dem Frohsinn sei Dank, besuchen ihn Cleopatra und der Karnevalsprinz. Oder er als Käse-Antje aus Holland und sie als so eine Art Elvis Presley. Volker Banhold lässt sich knuddeln, schon beginnen die Wichleins zu erzählen. Beide reden gern und viel, dabei auch gleichzeitig und trotzdem dasselbe. Um 11.03 Uhr aber laufe die Parkuhr ab, keine Angst, dann sei man wieder weg.
An die Trauung in Witten erinnern sich die beiden Hattinger gern. „Das war so toll. Er hat in seiner Rede sogar eine Pause gemacht, um 11.11 Uhr, damit unsere Gäste tröten konnten.“ Mit viel Humor nahm der damals 48-Jährige die Trauung, deren Form er bis heute gut findet: „Eine Hochzeit ist doch die persönlichste Feier überhaupt. Deswegen sollte man sie so gestalten, dass sie zu einem passt. Wir sind zu oft dirigiert von der Gesellschaft.“ Und nichts passt besser zum Ehepaar Wichlein als ein Clownskostüm.
Schließlich haben sich der 72- und die 74-Jährige 2003 über eine Kontaktanzeige kennen gelernt, in der Rubrik „Jecker sucht Jecke“. „Ich bin Nichtraucher, Nichttänzer und reise gern, aber nur in Europa“, schrieb er darin präzise. Sie verabredeten sich zum Spaziergang, Treffpunkt Sparkasse. „Als Peter um die Ecke kam, dachte ich: Boah, das isser! Das ist die Nadel im Heuhaufen!“ Kurz darauf schloss er seine vierte, sie die zweite Ehe.
Was hält ihr Zusammenleben diesmal stabil? „Frohsinn, Humor, gegenseitiges Anerkennen“, sagt er. „Wir sind eben auf einer Wellenlänge“, sagt sie. An drei Tagen in der Woche arbeitet der Rentner noch auf 450-Euro-Basis. „Das hält fit. Und gibt ein bisschen Taschengeld. Davon fahren wir dann in Urlaub.“ Bloß nicht langweilig darf es werden, glauben sie. Drum singen sie in verschiedenen Chören, engagieren sich in der Hattingen-Holthauser Karnevalsgesellschaft. Die Kinder und Enkel machen bei der Narretei leider nicht mehr mit, schade! Hui, jetzt hat man sich doch verquatscht, es ist schon 11.11 Uhr! Im Rathaus-Treppenflur wird schnell getrötet, dann eilt man zum Parkplatz. Und wie das in der Karnevalshochburg Witten so ist: an der Windschutzscheibe klebt ein Knöllchen.