Witten. . In unserer Stadtteil-Serie haben wir schon viele Ecken Wittens erkundet. Jetzt waren wir in der Alte Straße in Bommern. Sie gehört eher zu den ländlichen Ecken der Stadt. Außerdem hat sie zwei Gesichter: das eine historisch, das andere modern. Die Leute mögen es aber.
Sie gehört zu den altehrwürdigen Straßen Wittens: Die Alte Straße in Bommern könnte Geschichten aus der Bergbauzeit erzählen und hat noch so manches Fachwerkhaus - und auch einige Schlaglöcher zu bieten. Das zweite Gesicht der Straße ist frisch und modern. Bald wird es hier ein weiteres Neubaugebiet geben. Die Mischung macht es interessant.
Ich wohne seit 1947 in demselben Haus an der Alte Straße. Das Haus gegenüber gab es in meiner Kindheit auch schon. Dahinter haben wir auf dem Feld gespielt, Drachen aus Zeitungspapier gebaut und diese fliegen lassen. Es gab einen Lebensmittelladen und einen Bäcker. Mit der Zeit gingen sie weg und es wurde schwieriger. Man musste die Straße viel hoch- und runterlaufen, um etwas zu erreichen.
Es ist gut, dass heute ein Bus hierher fährt. Ich kann mich auch noch an die Volksschule erinnern, die ich besucht habe. Die war gleich nebenan. Dort, wo später eine Zahnklinik reinkam und heute Altenwohnungen sind. An der Schule war ich drei Jahre, dann ging ich in die Brenschenschule. Das war ein ganz schöner Marsch. Ich fühle mich wohl hier. Ich wohne mit meiner Frau, meinen Töchtern und Enkelkindern in einem Haus.
Heinz und Brigitte Fandrey, 67
Erinnerungen an Holperstrecke
Der Zustand der Straße ist eine Katastrophe, besonders für Autofahrer. Die zweite Hälfte hat man fürstlich hergestellt, die andere nicht. Sonst ist es sehr schön hier, es ist eine ländliche Gegend. Ich gehe hier gerne spazieren, am liebsten Richtung Muttental oder Trienendorf. Ich bin gebürtiger Annener, war früher Bezirksschornsteinfeger und wohne jetzt 35 Jahre hier. Und ich will nicht mehr weg. Ich wollte immer schon ein eigenes Heim und das habe ich hier gefunden. Im Garten habe ich reichlich zu tun.
Dieter Reinert, 70
Ich lebe seit 18 Jahren hier und kann mich noch gut an die „Holperstrecke“ Alte Straße erinnern. Das war ein schlechter Zustand, gerade für Autofahrer. Hier oben haben sie das jetzt gut hinbekommen, auch die Bepflanzung ist schön. Mein Mann ist hier geboren, ich komme aus Vormholz. Beides ist schön. Es ist sehr ländlich und es gibt viel Grün. Wo ich wohne, findet man schnell Kontakt, wir haben eine gute Nachbarschaft. Es gibt zum Beispiel ein Sommerfest und Glühweinabende. Nur die Hundewiese hätte ich gerne wieder. Aber da wird jetzt gebaggert, weil ein neues Wohngebiet dort hinkommt. Schlecht für Ältere ist, dass es hier nichts zum Einkaufen in der Nähe gibt. Da muss man nach Bommern gehen oder fahren. Dafür gibt es andere Vorteile: Man wohnt hier sehr ländlich.
Ulrike Jung, 50
Seit 2001 lebe ich im historischen Bereich der Alte Straße in einem Fachwerkhaus. In dieser Zeit wurden viele Fachwerkhäuser renoviert. Das Ambiente hier ist sehr schön. Nur die Straße ist durch den Bus und das neue Wohngebiet weiter oben sehr laut. In der Nachbarschaft hilft man sich.
Dieter Welwei, 52
Anwohner Horst Schröder berichtet von der Geschichte der Alte Straße
Früher war alles anders an der Alte Straße, vor allem viel beschaulicher. Es gab nur einige, wenige Fachwerkhäuser. Und die Region war geprägt von Industrie. Am Bodenborn, wo der alte Edeka war, stand ein Hammerwerk. In der Nähe gab es ein altes Zechengelände. Über die Alte Straße gingen die Kohletransporte. Weiter rauf war nicht mehr viel.
Heute ist es bebauter. In den letzten 30 Jahren entstanden viele neue Häuser. Alte Gaststätten von früher gibt es nur noch wenige in Bommern, zum Beispiel das „Haus Rauendahl“. In der Alte Straße gab es das „Haus Peters“. Der Tanzsaal wurde rege genutzt. Es gab ja nur zwei Fernsehsender, da traf man sich öfter. Nicht zu vergessen das „Haus Wand“, das jetzt abgerissen wurde. Dort trafen sich viele Vereine. Oder auch die „Gaststätte Pautz“, direkt oben an der Straße.
Trotzdem: Ich fühle mich in Bommern sehr wohl, bin in mehreren Vereinen, der Freiwilligen Feuerwehr und hier zur Schule gegangen. Da ist es nur logisch, dass man viele Leute kennt. Ich wohne seit 63 Jahren in meinem Elternhaus nahe der Alte Straße und will es nicht missen. Man wohnt dort sehr gut und hat eine gute Nachbarschaft. Es ist ländlich gelegen und gleichzeitig stadtnah. Ich gehe hier gerne mit meinem Hund Hazle spazieren. Das Angebot in Bommern ist gut. In der Nähe gibt es einen Lebensmittelladen.
Horst Schröder, 63