Anfang Juni 1959 wird es ruhiger in Westenfeld: Die Zeche „Fröhliche Morgensonne” erhält einen neuen Grubenlüfter. Der stellt sicher, dass die Bergleute unter Tage genügend Sauerstoff bei ihrer harten Maloche haben.
Der stellt sicher, dass die Bergleute unter Tage genügend Sauerstoff bei ihrer harten Maloche haben. Das stählerne Monstrum ist im Malakowturm eingebaut. Der steinerne Förderturm stammt aus den Gründertagen der Zeche. Um den neuen Lüfter in den Turm einzubauen, wird dieser erheblich verändert. Zur Erhöhung der Standfestigkeit werden 15 Meter des Förderturms abgetragen. Ein neues Dach schützt den Ventilator. Die Inbetriebnahme des neuen Lüfters fördert die Nachtruhe der Anwohner.
Schon ein Jahr lang keine Kohleförderung
Nur zwei Wochen später verbreitet die WAZ eine beunruhigende Meldung: Die Zeche „Centrum-Morgensonne” soll stillgelegt werden! Die Schachtanlage gehört zum Rheinstahl-Konzern. Die Konzernspitze sieht die Rationalisierungsmaßnahmen ausgeschöpft.
Bereits seit einem Jahr wird auf „Morgensonne” keine Kohle mehr ans Tageslicht gebracht, Centrum beutet die Morgensonne-Kohle aus. Immer mehr Kohle landet auf der Halde – nicht nur auf „Centrum-Morgensonne”. Im ersten Halbjahr 1959 lagern 19 000 Tonnen Centrum-Kohle neben der Schachtanlage und sind unverkäuflich.
Am 25. Juni befasst sich der Rat der Stadt mit dem Thema. Einstimmig beschließen die Politiker eine Resolution, „alles zu unternehmen, was geeignet ist, den Bestand der Zeche zu gewährleisten, damit die finanzielle Lage der Stadt gesichert bleibt und die Bergleute ihren Arbeitsplatz behalten”. Handel, Handwerk und Gewerbe schließen sich diesem Appell an.
Bergleute haben eine Fünf-Tage-Woche
Die Bergleute von „Centrum-Morgensonne” haben seit kurzem die Fünf-Tage-Woche. Dies führt zu einer Änderung der Lohnauszahlung ab Juli 1957. Statt dreimal im Monat bekommen sie nun nur noch zweimal im Monat ihre Lohntüte. Am siebten jeden Monats erhalten sie eine Abschlagzahlung für die zweite Hälfte des Vormonats, am 24. die Abschlagzahlung für den laufenden Monat und dazu die Restlohnzahlung für den Vormonat.
Die Kohle bestimmt die Westenfelder Landschaft bereits seit dem 19. Jahrhundert. Die Flöze kommen bis auf 2,50 Meter an die Oberfläche. Zunächst beginnt vor etwa 175 Jahren der oberflächennahe Bergbau. Aber erst im Jahre 1873 wird die industrielle Förderung vorangetrieben. Im November meldet die Wattenscheider Zeitung: „Die neue Tiefbauanlage, mit deren Etablierung die Familie Haniel sich jetzt trägt, wird die vier gevierten Felder: ,Fröhlich', ,Morgensonne', ,Westenfeld' und ,Eisenthal' umfassen.” Schnell wird daraus der Zechenname „Fröhliche Morgensonne”.
Im gleichen Jahr wird die Zeche abgeteuft. „Wir rufen dem für das Gedeihen unserer Vaterstadt so hochwichtigem Etablissement auch ferner ein fröhliches Glückauf zu!” ist der Wunsch der Wattenscheider Zeitung. 1963 ist endgültig Schicht am Schacht. Die letzte Kohle auf Centrum-Morgensonne wird am 29. März 1963 gefördert. Zehn Jahre später wird an der Bochumer Straße ein Kunstwerk aufgestellt. Ein künstlerisch verfremdeter Grubenstempel hält seitdem die Erinnerung an den Bergbau wach.