Die Anwohner der Berliner Straße machen mobil – gegen den Verkehrslärm, dem sie sich dauerhaft ausgesetzt fühlen. Wobei Ingrid Hochheim aber eine Ausnahme macht, die durchaus sarkastisch gemeint ist: „Zwischen Mitternacht und halb fünf morgens kann ich die Fenster aufmachen, sonst nicht.”

Deshalb hat sie sich der „Interessengemeinschaft Berliner Straße” angeschlossen. Die vertritt die etwa 200 Anwohner im Bereich zwischen Propst-Hellmich-Promenade und Einmündung Steeler Straße. Die Initiative plant, ihre Forderungen nach mehr Ruhe vor den Haustüren mit konkreten Forderungen an die Politik, auch die in Brüssel, durchzusetzen. „Dazu wollen wir einen Runden Tisch zusammenbringen”, kündigt Irmtrud Grasmann an. Auch sie wohnt an der Berliner, auch sie weiß, was die Initiative mit großen Buchstaben auf ihrem Anwohner-Flugblatt verdeutlicht: „Lärm macht krank”.

Unterlagen an Politiker übergeben

Um den Lärmpegel zu senken, hat sich die Interessengemeinschaft bereits im Mai am „Lärmaktionsplan” der Stadt Bochum beteiligt und drei hauptsächliche Forderungen formuliert, die zwischen Propst-Hellmich-Promenade und dem kleinen Platz an der Berliner Straße umgesetzt werden müssten. Entsprechende Unterlagen sind inzwischen Politikern übergeben, auch Bezirksbürgermeister Hans Balbach wurde kontaktiert.

Zum einem soll durch ständige Verkehrsüberwachung ein Abbau überhöhter Geschwindigkeiten erreicht werden, zudem soll dieser Straßenabschnitt einspurig werden, außerdem müsse nachts ein Fahrverbot für Lkw gelten. Besonders „gewurmt” hat Ingrid Hochheim und Irmtrud Grasmann, dass im Juni die Berliner Straße gleich zweimal als Umleitungsstrecke für die gesperrte Autobahn ausgeschildert war. Schon im vergangenen Jahr habe man die Umleitungen nach Kray – da war der A 40-Anschluss Gelsenkirchen gesperrt – in Kauf nehmen müssen. Trotzdem haben es die Anwohner im vergangenen Monat „gewagt”, mit ihrem geparkten Fahrzeugen eine Spur der Berliner Straße dicht zu machen, „aber das erwartete Verkehrschaos ist ausgeblieben”. Weitere Ideen: Eine eingesparte Spur könnte für eine Bepflanzung genutzt werden, „Flüsterasphalt” soll eingebaut werden, die Ausschilderung als Umweltzone würde das Verkehrsaufkommen vermindern.

Hinweistafel als erstes Signal

Wie aus der Lärmkartierung der Stadt hervorgeht, zählt die Berliner Straße zu den „Top 10” der meist befahrenen Straßen in Bochum. Die Polizei hat als erstes Signal eine Hinweistafel aufgestellt, die den Autofahrern ihr gefahrenes Tempo anzeigt – zunächst noch ohne Konsequenzen. Die Initiative sucht die weitere Zusammenarbeit mit dem Bezirksbeamten, Hauptkommissar Michael Leerhoff. Nach ersten Kontakten gibt es zwischen ihnen schon eine Einigung: keine „Insellösung”, sondern eine möglichst ganzheitliche Bewältigung der Problematik – gerne auch mit dem Gremium „Verkehrssicherheit Leithe”.