Wattenscheid. Es sind Männer, Frauen, Kinder: 136 Opfern rechter Gewalttaten seit 1999 gibt die Künstlerin Rebecca Forner in ihrer Ausstellung „Opfer rechter Gewalt” einen Namen, ein Gesicht. Gezeigt wird sie ab Mittwoch, 4. November, im Louis-Baare-Berufskolleg am Bußmannsweg.

„Wir wollten mit der Wanderausstellung bewusst nach Wattenscheid, denn wenn man über faschistische Auswüchse redet, muss man auch über die NPD reden”, verweist Uli Borchers vom Veranstalter „Bündnis gegen Rechts” auf die NPD-Landeszentrale in der Hellwegstadt. „Die Ideologien werden hier vorbereitet, die Leute hier geschult.”

Mit Einzelschicksalen, die in der Berichterstattung untergegangen sind, beschäftigt sich die Ausstellung: Menschen anderer Nationen oder anderer politischer Überzeugung, die getötet wurden, weil für sie im Weltbild von Rechtsextremen kein Platz ist. Manche auch, weil sie den Mut hatten, Nazi-Parolen zu widersprechen. Einige Schicksale haben die Öffentlichkeit bewegt, viele wurden nur am Rande zur Kenntnis genommen. Und die meisten sind bereits vergessen.

Ihr Foto war in keinem Pressearchiv zu finden

Ein Denkmal gegen Rassismus

Ein Denkmal gegen Rassismus soll an der Mildred-Scheel-Schule in Solingen an das Schicksal der Familie Genç erinnern: Fünf Familienmitglieder kamen ums Leben, als Neonazis am 29. Mai 1993 das Haus der Familie in Brand steckten.

„Das Denkmal”, erläutert Ayla Wessel von der Initiative „Vergessen ist uns nicht erlaubt”, „entsteht aus einzelnen Ringen, die man für fünf Euro erwerben kann.” In jeden Ring wird der Name des Spenders eingraviert. „Jeder Name steht für den Kampf gegen den Rassismus.” Wer einen der Ringe mit seinem Namen kennzeichnen möchte, kann das bei der Eröffnung der Wattenscheider Ausstellung, am 4. November, ab 11 Uhr am Stand der Initiative tun.

Manche der Fahnen, auf denen über das Schicksal des jeweiligen Opfers informiert wird, zeigen auch dessen Foto, viele jedoch nur eine graue Rasterfläche. Sie soll für das Desinteresse der Öffentlichkeit gegenüber der Vielzahl von Opfern stehen: In keinem deutschen Pressearchiv war ihr Foto zu finden. Gerade diese Einzelschicksale, weiß Uli Borchers, haben bei den bisherigen Besuchern der Ausstellung, die bereits im Bochumer Jahrhunderthaus der IG Metall zu sehen war, einen Aha-Effekt ausgelöst: „Achtzig Prozent haben gesagt, von diesem Ausmaß rechter Gewalt hätten sie nichts gewusst.”

Neben den Fahnen sind in der Ausstellung auch Spiegel zu sehen: „Die Bilder, die wir dort sehen, zeigen die Opfer – aber die Besucher spiegeln sich in den Opfern”, sagt Ayla Wessel vom „Bündnis gegen Rechts”. „Jeder ist Opfer.”

Drei der Opfer lebten in Bochum

Dass die rechte Gewalt nicht nur woanders stattfindet, zeigen die drei Fahnen, die an Bochumer Opfer erinnern: den Rentner Anton Gera (59), der 1997 von zwei Skinheads mit einem Stahlrohr totgeschlagen wurde, Mohamed Badaoui (9), der 1994 bei einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft erstickte, und Eisam Chandin (9), der genau ein Jahr später erstickte, als ein überwiegend von Libanesen bewohntes Wohnhaus angesteckt wurde.