Wattenscheid. .

Noch ist die Seuche nicht in Ghana angekommen. Doch macht sich Marco Stanitzek natürlich seine Gedanken. Seit neun Jahren leistet er Entwicklungshilfe im feuchttropischen Dorf Akuapim, hat in all der Zeit dazu beigetragen, dass das Wort „Dorf“ überhaupt eine zutreffende Beschreibung darstellt. Die westafrikanische Republik ist für ihn eine Art zweite Heimat geworden, der 40-Jährige lebt abwechselnd in Ghana und Eppendorf. Ende November fliegt er wieder Richtung Süden – das Ebola-Virus vor Augen.

Stanitzek stellt jedoch klar: „Ebola ist für mich ein Fluss und keine Krankheit.“ Damit meint er das Gewässer im Kongo, und geht das Thema Epidemie mit Vorsicht an: „Ich bin kein Verschwörungstheoretiker. Aber es ist schon erstaunlich, dass ausgerechnet wieder Länder betroffen sind, die reich an Rohstoffen sind.“

Hilfe zur Selbsthilfe

Weiter will er aber gar nicht darauf eingehen. Der Selfmade-Entwicklungshelfer möchte lieber darüber reden, was sich während seines Deutschlandaufenthalts alles getan hat in Ghana – im positiven Sinne: „Das Jugendhaus wächst und wir wollen in Kürze die Behindertenarbeit forcieren.“ Denn gerade körperlich beeinträchtigte Menschen hätten es schwer in Afrika. Stanitzek und die von ihm gegründete Organisation „U.I.O.“ plant Hilfe zur Selbsthilfe. „Wir wollen wegkommen vom Spendensammeln und verteilen. Die Menschen sollen eigenständig arbeiten können.“

Wie das konkret aussieht? Die U.I.O. kooperiert inzwischen mit dem Verband „ICF“. Dieser sammelt Müll auf, lässt dann aus Plastik zum Beispiel Körbe flechten, aus Autoreifen entstehen Tische. Abnehmer gibt es in Kanada und den USA. Das Herstellen der Körbe übernimmt auch die U.I.O. in Akuapim. Der Clou: Ein körperlich-behinderter Schneider, der seinen eigentlichen Job kaum noch ausführen kann, soll in Kürze eine ganze Klasse in Design und Technik unterrichten, damit die Schüler ebenfalls daran mitarbeiten können. Motto: „From Trash to Cash.“ (frei übersetzt: Aus Müll wird Geld.)

Marco Stanitzek hat aber auch ein persönliches Ziel im Blick. Wenn er Ghana erreicht, trifft er auch seine Verlobte wieder, die er dann heiraten wird. Zunächst nach traditionellen Stammesriten, dann standesamtlich in Bolgatanga, im nördlichen Teil Ghanas.

So freut sich Stanitzek viel mehr auf die Reise, als dass er sich mit Problemen beschäftigt, die die Landesgrenze (noch) nicht erreicht haben. Wann er wieder einmal zurückkommt in den Sudholz, steht daher in den Sternen: „Erstmal heiraten, dann mal gucken“, sagt er.