Wattenscheid. Der gebürtige Wattenscheider spielt einen erwachsenen, ehemaligen Schüler der Odenwaldschule, der Opfer des jahrelangen Missbrauchs durch Lehrkräfte und Schulleiter wurde. Die ARD zeigt den Film von Regisseur Christoph Röhl am 1. Oktober um 20.15 Uhr.
Wenn die ARD am 1. Oktober „Die Auserwählten“ ausstrahlt, wird ein Medienecho nicht auf sich warten lassen. Der Film von Regisseur Christoph Röhl belichtet mit teils bedrückender Detailtreue den Missbrauchsskandal rund um die Odenwaldschule (OSO), der 2010 für einen Aufschrei und Fassungslosigkeit sorgte. Bereits in seiner Dokumentation „Und wir sind nicht die Einzigen“ (2011), setzte sich Röhl, selbst von 1989 bis 1991 als Tutor an der OSO tätig, mit dem Thema auseinander und sprach mit Betroffenen. In seinem Spielfilm treten nun zwar fiktive Charaktere auf. Sie alle basieren jedoch auf ihren realen Vorbildern - sowohl Oper als auch Täter.
Der gebürtige Wattenscheider Patrick Joswig (39) verkörpert dabei den mittlerweile erwachsenen Frank Hoffmann. Als Schüler (gespielt von Leon Seidel) wurde er von Rektor Simon Pistorius (gespielt von Ulrich Tukor) missbraucht. Nach jahrelangem Schweigen versucht er nun, sein Trauma zu überwinden und öffentlich zu machen, was ihm und vielen anderen in der „legendären Vorzeige-Einrichtung der Reformpädagogik“ angetan wurde. Joswig stand für seine Rolle von Ende August bis Anfang September 2013 vor der Kamera, drehte in Frankfurt und auch am Originalschauplatz in Heppenheim.
Das finale Werk konnte er bereits am 3. Juli beim Filmfest in München bewundern: „Die Premiere war sehr beeindruckend, auch ehemalige Schüler waren vor Ort. Besonders sticht hervor, dass der Film die perfiden Strukturen offenlegt, durch die es überhaupt möglich war, jahrzehntelang Schüler zu missbrauchen.“
Ehemalige Schüler berichteten bereits 1998 von sexuellen Übergriffen und Missbrauch durch den ehemaligen Rektor und einige Lehrer während der 1970er und 80er Jahre. Nachdem die strafrechtliche Verfolgung aufgrund von Verjährung eingestellt wurde, dauerte es jedoch zwölf Jahre, bis eine erneute Untersuchung weitere Details ans Licht brachte. „Die Auserwählten“ ist für den Prix Europe 2014 nominiert.