Wattenscheid. .

Schon um kurz vor 18 Uhr war klar: Das erste Wattenscheider Autoren-Forum wird ein voller Erfolg. Der Besucherandrang verlangte nach weiteren Stuhlreihen. Dirk Plewka, kommissarischer Leiter der Stadtbücherei, dankte der Vorsitzenden des Fördervereins „LiesWAT!“ Astrid Kern und ihrer Stellvertreterin Christina Werdelmann für „die tolle Idee“ zum Literatentreff. Die beiden Initiatorinnen fassten sich in Anbetracht des „gedrängten Programms“ kurz. „Wir freuen uns, dass so viele dem Lockruf des Wortes gefolgt sind.“

Keinerlei Genregrenzen

Die Ehre der ersten Lesung wurde Andreas Edelhoff zuteil, der die Zuhörer mit seinem Ruhrpottkrimi „Halbgötterdämmerung“ samt melancholischem Kommissar unterhielt. Zeilen gegen das Vergessen aus ihrem Büchlein „Tage in Malente“ präsentierte Ulrike Köhler. Ein tragischer Todesfall innerhalb der Familie war der Beweggrund für ihre „autobiografischen Skizzen“. Der Welt der Lyrik haben sich Gabriele Franke und Delia Albers verschrieben. Franke trug mehrere kurze Gedichte vor, die eine malerische Sprache vermittelten und auch aktuelle Ereignisse wie Pfingststurm „Ela“ perfekt in Worten einfingen. Albers schreibt über alles „was ich erlebe, sehe, fühle. Über Ereignisse, Emotionen und Menschen, eben Impressionen des Lebens.“ Ihre Werke, auch Kurzgeschichten, sind kurz, aber intensiv und zeichneten lyrische Bilder.

Zum Zisterziensermönchsorden des 12. Jahrhunderts führte Jean-Claude Hauser. In seinem historischen Briefroman hat er einen fiktiven Schriftwechsel aus der Ich-Perspektive kreiert. Unterhaltsam und mit einem „pädagogischen Touch“ geht Thomas Grieser sein Thema an: „In meinem Jugendroman ‚Mobbing macht doch jeder‘ verarbeite ich meine Erlebnisse als Lehrer an einer Dortmunder Schule. Seit der Veröffentlichung 2013 bekomme ich viele E-Mails von betroffenen Kindern, die mir ihre Erfahrungen schildern.“ Wichtig sei ihm dabei, die Jugendsprache authentisch wiederzugeben, um so die Zielgruppe zu erreichen.

Für das fulminante Finale des Forums sorgte die selbst ernannte „Ureinwohnerin“ Walburga Hellkamp (Jahrgang 1927). Bereits ihre kurze Begrüßung verpackte sie in Gedichtform und reimte „nebenbei“ eine Hymne auf ihre Wattenscheider Heimat – inklusive augenzwinkerndem Seitenhieb auf Bochum. Ihr Werk ist gleichermaßen unterhaltsam wie Zeitdokument: „Ich habe mich auf die Suche nach Worten begeben, die heutzutage gang und gäbe sind, in den 1920ern und 30ern jedoch noch völlig unbekannt waren.“ Eindrucksvoll verspann sie u.a. „Instant Coffee“, „Pille“ und „Non-Food“ miteinander und bewies, dass Geburtsjahre keinerlei Hindernisse bei der Vergrößerung des Wortschatzes und „zeitgemäßer“ Ausdrucksweise darstellen.