Bochum-Wattenscheid. . Die Nerven liegen blank bei den Radfahrern am Wattenscheider Bahnhof. Seit Monaten geht der Fahrrad-Klau um, viele abgestellte Drahtesel oder Einzelteile sind verschwunden. Trotz dicker Schlösser schlagen die Täter zu. Ein möglicher Grund laut Polizei: In Osteuropa würden Räder stark nachgefragt.

Der Frust ist groß unter den Betroffenen und äußert sich auch in einem Aushang, den jemand an einem Rad-Unterstand angebracht hat: Darauf wird zu besonderer Vorsicht geraten, besonders nach 22 Uhr und bei Mountainbikes, „die Assis nehmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist“.

Der WAT-Bahnhof scheint ein lohnendes Ziel zu sein. Bedingt durch die guten Park & Ride-Möglichkeiten nutzen auch viele Radler den Haltepunkt zum Umstieg in den Zug. Dutzende Räder sind auf dem unbewachten Vorplatz abgestellt; dreiste Diebe nutzen dies, um reiche Beute zu machen, entweder entwenden sie das Rad oder Teile.

„Als ich nach der Zugfahrt auf mein Fahrrad umsteigen wollte, war es weg. Dabei habe ich es mit einem massiven Schloss gesichert“, sagt Helena Gußen. Ihrer Freundin sei das auch schon passiert. Auch Radler Michael (35) ist sauer, ihm wurde ein Scheinwerfer und ein Sattel im Wert von 75 Euro geklaut (er arbeitet übrigens bei der DB und hat diesbezüglich Nachtschicht). Dem Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel wurde ebenfalls das Rad gestohlen: „Trotz eines dicken Schlosses.“ Wie die Täter die Schlösser aufbrechen konnten, ist meistens unbekannt.

Mehr Polizeipräsenz gefordert

Besorgt, frustiert und gereizt reagieren mittlerweile viele Radler: „Eine Unverschämtheit sind diese dreisten Diebstähle“, sagt ein 47-Jähriger, der regelmäßig auf dem Weg zur Arbeit am WAT-Bahnhof vom Rad in den Zug umsteigt.

„Da ist man schon umweltfreundlich unterwegs und wird so bestraft.“ Er fordert mehr Polizeipräsenz. „Generell müsste man überlegen, wie dort eine Bewachung, durch wen auch immer, organisiert werden kann. Es kann doch kein Dauerzustand sein, hier ständig Angst um sein Zweirad zu haben.“

Starke Nachfrage in Osteuropa

Die Zahl der Fahrrad-Diebstähle – nicht nur in Bochum, auch in den Nachbarstädten – habe stark zugenommen, so Polizeisprecher Guido Meng. Ein möglicher Grund: In Osteuropa würden Räder stark nachgefragt. Am WAT-Bahnhof wurden 2014 bislang zwölf Raddiebstähle gemeldet; diese Zahl erfasst aber nicht diejenigen Fälle, bei denen die Betroffenen – oft mangels Aussicht auf Erfolg, weil keine Diebstahlversicherung vorliegt oder wegen des Restwertes – erst gar keine Anzeige machen.

Die Polizei rät zur Prävention durch gute Sicherungen. „Aufwand und Stabilität sollten - vor allem bei teuren Rädern - dem Wert entsprechen. Ungeeignet sind Schlösser, die nur die Räder blockieren, da Diebe das Rad wegtragen können.“

Auch dünne Bügelschlösser, Ketten oder (Spiral-)Kabel böten keine Sicherheit, da sie leicht durchtrennt werden können. „Das Fahrrad immer mit dem Rahmen, Vorder- und Hinterrad mittels massiven Stahlketten, Bügel- oder Panzerkabelschlössern an einem festen Gegenstand anschließen.“