Wattenscheid. .

Während die Medaillenträume für die deutschen Leichtathleten bei den Europameisterschaften in Zürich gerade reihenweise platzen, greift Klaus Ehl im WAZ-Gespräch nur einmal kurz in die Jackentasche. Seine Bronzemedaille glänzt wie am ersten Tag. Umso mehr, als dass seitdem keine Staffel mehr Edelmetall bei Olympischen Spielen holen konnte. Heute wird der Drittplatzierte von München 65 Jahre alt. Und blickt zurück auf ein Leben in Bewegung.

Geboren in der Nähe von Paderborn, machte sich Ehl im Jahr 1970 auf den Weg nach Wattenscheid. „Der TV 01 war damals noch ein kleiner Verein, wollte nach oben. Wir sind dann sozusagen zusammen immer besser geworden“, erinnert er sich. So steigerte sich Ehl zum ersten überregional renommierten Sprinter aus der Hellwegstadt. Mit Trainer Erich Klamma – der später auch Bundestrainer werden sollte – und Sponsor Klaus Steilmann machte sich der TV 01 einen Namen.

Größter Erfolg 1972 in München

Seinen größten Triumph feierte der Sportler sicherlich bei den Olympischen Spielen 1972 in München mit der Bronzemedaille. Jobst Hirscht, Karlheinz Klotz und Gerd Wucherer gehörten damals neben ihm zum Staffelteam über 4 mal 100 Meter. „Es waren wunderschöne Spiele. Bis zum Attentat, da war die Fröhlichkeit natürlich schlagartig weg“, weiß Ehl zu erzählen. Dennoch muss er zugeben, froh gewesen zu sein, dass die Wettkämpfe weitergingen. „Wir waren ja noch nicht gestartet.“

Daneben darf sich Ehl aber auch Deutscher Meister nennen. Dass er es überhaupt soweit gebracht hat, verdankt er dem Zufall. „Bei den Bundesjugendspielen in Detmold stoppte mich ein Musiklehrer mit 11,1 Sekunden über 100 Meter. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Zeit nicht stimmte, aber ein Talentscout wurde auf mich aufmerksam.“ Mit 16 Jahren erst angefangen „richtig“ zu trainieren, stellten sich schnell Erfolge ein. „Gleich im ersten Jahr habe ich zu meiner größten Überraschung bei den Westfalenmeisterschaften gewonnen. Dafür hat man mir eine Bratwurst ausgegeben. Das fand ich damals toll.“

Auch nach der aktiven Karriere blieb Klaus Ehl dem Sport treu. Er studierte das Fach in Köln, später außerdem Kunst in Essen. Nach dem Referendariat startete der Ex-Sprinter durch als Lehrer am Märkischen Gymnasium, baute zum Beispiel den Sport-Leistungskurs mit auf. In einem halben Jahr steht seine Pensionierung an. „Ich bleibe bis zum letzten Tag. Dafür macht mir der Job zu viel Spaß.“

Heute feiert er aber zunächst einmal seinen 65. Geburtstag – auch mit den Staffel-Kollegen von ‘72, die dazu nach Wattenscheid reisen. Trainer Walter Oberste begann seinerzeit, wissenschaftlich zu arbeiten, sammelte Filmmaterial. Ehl möchte seinen Gästen diese Aufnahmen nicht vorenthalten.