Wattenscheid. . Nach dem Sturm sind fast alle Friedhöfe wieder geöffnet. Nur der in Günnigfeld nicht. Trauernde ärgern sich, Stadt bittet um Verständnis: Erst sind die Straßenbäume dran.
Letztes Jahr ist ihre Mutter gestorben. Doch auch sieben Wochen nach dem großen Sturm ist der Friedhof in Günnigfeld geschlossen; Frau K. kann nicht ans Grab, um dort zu trauern. „Alle 14 Tage kommt mein Sohn aus Düsseldorf, denn gehen wir zusammen hin. Es ist ein Ritual, unser Ruhepol, und das fehlt uns. Sicher hat man die Person im Herzen, aber an den Ort zu gehen, ist ein zusätzliches Zeichen der Wertschätzung“, sagt Frau K. der WAZ.
Nachdem der Pfingststurm „Ela“ viele Bäume traf, hat die Stadt im Nachgang natürlich in erster Linie die Aufgabe, die Bürger vor weiterem Astbruch zu schützen. Rund 37 500 Straßenbäume gibt es in Bochum, und nicht alle unter ihnen, die beschädigt sind, sind schon gesichert. Das habe eindeutig Vorrang, so die Stadt gestern.
Helfer im Dauereinsatz
Sie bittet die Bürger deshalb um Verständnis, dass nach den weitreichenden Sturmverwüstungen noch nicht alles geräumt sein kann: „Die Technischen Betriebe sind seit sechs Wochen sechs Tage die Woche in Zehn-Stunden-Schichten unterwegs, und es sind noch Externe dabei“, erklärt Stadtsprecher Oliver Trappe die Arbeitslast, „wir tun alles.“ Ein Ende der Arbeiten in Günnigfeld ist nicht abzusehen. Wer sich über den Fortgang der Aufräumarbeiten informieren will, den verweist Trappe auf die Webseite der Stadt (siehe Infokasten).
Günnigfeld steht als letzter Wattenscheider Friedhofsstandort auf der städtischen Liste der noch gesperrten Friedhöfe, zuletzt aktualisiert vergangenen Donnerstag. In Bochum sind noch sieben geschlossen.
Immerhin sind die anderen Wattenscheider Friedhöfe inzwischen wieder zugänglich. Der evangelische Friedhof an der Westenfelder Straße etwa ist schon seit dem 30. Juni wieder offen. Bis dahin haben Gemeinde und Firmen die Gefahrenstellen beseitigt. „Der Sturm hat uns 48 Bäume gekostet“, sagt Friedhofsverwalter Hans-Jörg Masanek. Grabsteine seien nur wenige beschädigt worden, die Gräber seien inzwischen alle zugänglich. „Aber das Aufräumen geht weiter“, betont er.
Udo Faltum, zuständig für die katholischen Friedhöfe in Höntrop und WAT-Mitte, zeichnet ein ähnliches Schadensbild: wenige Grabsteine beschädigt, „das Kreuz hing schräg, konnte aber repariert werden“. In Höntrop habe es 70 Prozent der Bäume erwischt, am Propsteifriedhof etwa 40. Außerdem liege am Letzteren ein Baum vor dem zweiten Haupteingang. Noch nicht alle Gruften seien frei. „Aber die Sicherheit ist gewährleistet, die beschädigten Kronen sind zurechtgeschnitten.“ Faltum schätzt, in 14 Tagen seien alle Wege frei.
Die Feinarbeiten werden aber wohl auf allen drei kirchlichen Friedhöfen noch wesentlich länger dauern.
Stand der Arbeiten im Internet einzusehen
Die Stadt betreibt die Aufräumarbeiten aktuell an der Leistungsgrenze und setzt sogar Fremdfirmen ein. Dafür, dass sie Straßenbäume zuerst sichert, bitte sie um Verständnis der Bürger.