Wattenscheid. .

„Das kleine Gasthaus in unserer Straße, da, wo das Leben noch lebenswert ist.“ An den leicht abgewandelten Zeilen von Peter Alexander kommt im Keglerheim keiner vorbei. Denn sie hängen in hölzernen Lettern direkt am Eingang auf Kopfhöhe, fallen sofort auf. Und das sollen sie auch. Denn für Gastwirt Paul Kleine ist der Refrain zu einem Lebensmotto geworden.

Dass die Gastronomie sein Leben ist, dürfte schon in der Wiege gelegen haben. Der 60-Jährige führt den Betrieb in fünfter Generation, sein Ur-Ur-Großvater, ebenso Paul mit Namen, erwarb das Haus an der Engelsburger Straße 1833 und beantragte 35 Jahre später die Wirtshauskonzession. Aber erst seinem Sohn und Nachfolger Theodor Kleine wurde 1874 der Antrag bewilligt. So besteht die Kneipe an der Engelsburger Straße inzwischen 140 Jahre; und zwar in Familienbesitz.

Stadtmeister im Sportkegeln

In Zeiten des allgemeinen Kneipensterbens ist das fast eine Sensation. Doch hat die Gaststätte Möglichkeiten, die das Wirte-Leben leichter machen. So etwa den Biergarten, den Theodors Sohn Gustav mit damals rund 200 Plätzen anlegte. Nicht nur anno dazumal war das Lokal in den Sommermonaten ein beliebtes Ausflugsziel.

Aufgrund der Gartenwirtschaft kam Gustav die Idee, seinen Sohn Paul sen. das Bäckerhandwerk erlernen zu lassen. Stets sollte ein Konditor direkt im Haus zur Stelle sein. Dabei war dieser Paul Kleine auch derjenige, der dem Namen des Hauses am ehesten gerecht werden sollte. Als Kegeljunge – die Automatisierung erfolgte erst später – angefangen, gewann er zwischen 1953 und 1956 die Stadtmeisterschaft im Sportkegeln.

Für die Familie und den Betrieb landete Paul sen. aber nicht auf der Kegelbahn den entscheidenden Treffer. Der Eppendorfer lernte in Freiburg seine spätere Frau Margret kennen, die mit ihm ins Ruhrgebiet zog. Sohn Paul kam zur Welt, lernte zunächst den Beruf des Einzelhandelskaufmanns und übernahm 1982 die Gaststätte, nach dem Tod seines Vaters. Mutter Margret arbeitete noch zu Lebzeiten bis 2006 täglich vor Ort im Keglerheim. „Die Küche war ihr Metier“, blickt Paul jun. zurück.

Heute schwingt seine Lebensgefährtin Sigrid den Kochlöffel, die er – natürlich – 1995 im Keglerheim kennengelernt hat. Eine kleine Hommage an seine Mutter ist noch etwa das Schwarzwälder Rothaus-Bier, das Kleine als einer der wenigen Wirte, neben 15 anderen Sorten, im Pott ausschenkt.

„Da fragt dich keiner, was du hast oder bist“, heißt es bei Alexander weiter. Eine Philosophie, die Kleine blind unterschreiben möchte. Was er ist, ist ebenso klar. Und wie lange er hinter der Theke stehen will, weiß er, so Gott will, auch noch: „Ich bin in der Gaststätte groß, mit meinen Gästen zusammen älter geworden. Bis 2022 mache ich auf jeden Fall weiter. Das verspreche ich.“