Essen/Gelsenkirchen/Wattenscheid. .
Zwischen fünf sowie neun Jahren und vier Monaten Haft verhängte das Landgericht Essen jetzt gegen eine Räuber- und Einbrecherbande aus Gelsenkirchen und Essen, die auch einen Überfall auf die Aldi-Filiale an der Krayer Straße in Leithe verübt hat.
Urteile gefällt
Die sechs Angeklagten hatten sich auf Filialen von Supermarktketten spezialisiert, oft waren Mitarbeiter der Geschäfte eingeweiht – wie es auch im Fall an der Krayer Straße gewesen war. Bei Einbrüchen geklaute Tresore wurden im Rhein-Herne-Kanal entsorgt.
Wie zum Prozessauftakt am 2. August glich auch das Urteil vor der XVI. Strafkammer fast einem Familientreffen. Verwandte und Freunde nutzten die Gelegenheit, die seit Anfang des Jahres inhaftierten Männer auch ohne Besuchserlaubnis für das Gefängnis zu sehen. Als Richter Martin Hahnemann die Urteile seiner Kammer verkündete, flossen auch Tränen, obwohl angesichts der Geständnisse realistisch kaum ein anderes Strafmaß zu erwarten gewesen wäre. Der Hauptangeklagte Tarek C. (34) aus Bulmke-Hüllen bekam mit neun Jahren und vier Monaten Haft die höchste Strafe. Elf Raubdelikte wies die Kammer ihm nach, dazu 17 Einbrüche. Der eigentliche Räuberhauptmann Claudio P. (34) saß in diesem Prozess nicht auf der Anklagebank.
Als er Anfang 2012 zu achteinhalb Jahren Haft für neun Überfälle verurteilt wurde, entschloss er sich anschließend zu einer Lebensbeichte unter der Zusicherung, deshalb zu keiner höheren Strafe verurteilt zu werden. Von rund 150 Taten seit 2003 erzählte er der Polizei, lieferte 30 Komplizen ans Messer. Sein Strafmaß galt der Kammer offenbar als Richtschnur.
Richter Hahnemann erinnerte daran, dass er in seinen 15 Jahren als Strafrichter niemanden mit so vielen Taten in einem solch langen Zeitraum erlebt habe. Bei Tarek C. denke deshalb jeder sofort an die Höchststrafe von 15 Jahren. Aber hier gehe es auch „um gleiche Gerechtigkeit für alle“.
Ruhrgebietsweit war die Bande aktiv. Weil die Angeklagten über die Jahre Berufen nachgingen und den bürgerlichen Schein wahrten, fielen sie nicht weiter auf. Patrik L. (33), ebenfalls aus Bulmke-Hüllen, arbeitete bei Aldi und Lidl. Ihn verurteilte das Gericht zu sieben Jahren und drei Monaten Haft.