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Der Porsche vor uns auf der A40 versteht den Fingerzeig genau: Ich sitze als Beifahrer im VW eines Mitglieds der Oberhausener „Subracer“. Der hat sich hinter den Sportwagen geklemmt. 75 PS räuspern kräftig unter der Haube des Volkswagens – „offiziell“, betont Fahrer Andreas (Name geändert) vielsagend und zieht auffordernd rechts neben den Porsche, dass es mich in den Sitz drückt. Das Kräftemessen dauert nur Sekunden, dann zeigt der Porsche uns die Rücklichter. „Okay“, sieht Andreas ein, „den pack’ ich nicht.“

Auch Raser unterwegs

Botschaft angekommen, es bleibt beim harmlosen Schlagabtausch. Am Freitagabend auf dem kleinen Stück der A40 zwischen Essen und Bochum können sich noch genug „Herausforderer“ ergeben. Denn am D&W in Wattenscheid treffen sich jeden Freitagabend Tuning-Fans aus dem ganzen Ruhrgebiet. Das Zurschaustellen und Kräftemessen gehört dazu.

Auch die „Subracer“ treffen sich nun hier, seit sie am Sterkrader Tor in Oberhausen verboten wurden. Laute Musik, Müll und quietschende Reifen sorgten auf ihrem Stammplatz für Ärger. „Es gibt so gut wie keinen Ort im Umkreis mehr, an dem wir uns treffen können“, so Club-Chef Dennis (23). Von der Öffentlichkeit fühlen die Tuning-Fans sich missverstanden: Nur ein Bruchteil gehöre angeblich zu den Rasern. „Uns geht’s darum, sich auszutauschen, sich dabei zu helfen, die eigenen Ideen umzusetzen“, erzählen viele, die sich am Dückerweg treffen und um ihr Hobby fürchten. Hauptsächlich Männer zwischen 18 und 50.

Dass aber Andreas just das Raser-Stereotyp bestätigt hat, kratzt ihn wenig: „Die Leute glauben eh, wir sind Typen wie in ,The Fast and the Furious’“, lächelt er, „dann kann ich das Filmklischee auch hin und wieder erfüllen.“ Während wir im Auto an einer Kreuzung stehen, dreht er wie zum Beweis die Hifi-Anlage auf – die belegte mal Platz 5 bei einem Dezibel-Wettkampf. Bei jedem Detail des Soundsystems hat er Hand angelegt. Das selbstgemachte gehört zum guten Ton der Szene. „Nichts von der Stange“, betont der 20-Jährige. Das gilt aber für jeden Tuning-Fan, egal, ob er an der Karosserie oder am Motor schraubt. „Wenn ich mit meinen eigenen Mitteln besser klinge als eine teure Anlage oder schneller beschleunige als ein 3er BMW – das ist der Kick.“

Von außen sieht manches Straßenmanöver riskant aus, „aber ich habe alles unter Kontrolle“, sagt Andreas, „meine Augen sind immer im Spiegel.“ Und an den Straßenseiten, wo die Polizei lauert. Auf der A40 zieht er plötzlich auf die rechte Spur. „Ziviler Polizeiwagen“, hat er am Nummernschild erkannt, „der hat versucht mich anzumessen. Dafür braucht er aber etwa 400 Meter Strecke.“

Ob es stimmt, lässt sich kaum prüfen. Doch der Wissensvorsprung vor der Polizei ist wichtig für die Szene: Wo sie wann stehen, wonach sie suchen. Ein nervenkitzelndes Spiel. „Die glauben, sie kennen alle Tricks. Aber die wissen nicht mal so viel“, zeigt er mit Daumen und Zeigefinger an.