Wattenscheid. .

So richtig „dünn und ausgemergelt“, wie anfangs von der Agentur gefordert, sieht Nico Riemel ja nicht aus. Doch seine 65 kg bei einer Körpergröße von 1,78 m haben der Jury scheinbar zugesagt. So steht der 19-Jährige seit gut zwei Wochen für die ARD-Produktion „Landauer“ vor der Kamera, Riemel hatte sich vorab beim Casting durchgesetzt und wurde als Komparse ausgewählt.

„Ton läuft. Achtung wir drehen. Action.“ Diesen oft gehörten Dreiklang hat der Abiturient von der Hellweg-Schule bereits verinnerlicht: „Am ersten Drehtag war ich dreizehn Stunden am Set. Es war definitiv anstrengender, als ich mir das vorgestellt habe“, schildert er. Am Ende seien dabei nur etwa drei Minuten Filmmaterial herausgekommen. „Zunächst wurden wir eingekleidet, danach kam die Maske, alles im typischen Nachkriegs-Style. Ansonsten haben wir auch viel warten müssen“, berichtet Riemel. Auf der Sportanlage von TuS Helene in Essen fanden die Arbeiten bislang statt. Weitere Drehtermine unter anderem im Dahlhauser Eisenbahnmuseum – ein Heimspiel für Nico Riemel – folgen.

300 „Schauspieler“ auf der Tribüne

Der Film handelt von Kurt Landauer, der als Jude bis 1933 mehrmals Präsident des FC Bayern München war und dann noch einmal von 1947 bis 1951. Sportszenen wechseln sich daher mit Gesellschaftsstudien der Vor- und Nachkriegszeit ab. „In einer Stadionsequenz mussten wir mit rund 300 Statisten auf der Tribüne den Hintergrund für das Ende eines Fußballspiels bilden. Wir sollten uns unterhalten, dabei langsam das Stadion verlassen.“ Worüber man mit einem gänzlich unbekannten Nebenmann spricht, war völlig egal. „Wie heißt du? Woher kommst du? Wie alt bist du? Was hast du in der Pause gemacht?“, seien beliebte Fragen gewesen, sagt Riemel.

Weniger zugänglich war für ihn allerdings das Rauchen. „Ich habe eine Kräuterzigarette bekommen. Die sorgte zwar für ausreichend Qualm, schmeckte aber fürchterlich und roch nach Heu.“

Insgesamt stellen die Dreharbeiten eine spannende Reise in eine Epoche dar, die Riemel zur Genüge theoretisch aus dem Geschichtsunterricht kennt – immerhin wählte er das Fach als Leistungskurs. Als angehender Historiker sieht er sich jedoch nicht. „Ich möchte mich eigentlich bei der Polizei bewerben.“

Bis dahin bleibt ihm noch ein bisschen Zeit. Freizeit, die er unter anderem für die Dreharbeiten von „Landauer“ aufbringt. „Es ist einfach ‘mal spannend zu sehen, wie so ein Dreh abläuft, was hinter den Kulissen passiert“, erklärt Riemel, warum er unbedingt dabei sein wollte. Denn ein großer Fußballfan ist er im Grunde nicht. „Ich kenne zwar die Bundesligaergebnisse. Aber ganz ehrlich: Den Namen Landauer musste ich erst im Internet nachschlagen.“