Wattenscheid. .

Der Rauch ist zwar verschwunden, doch in den Gaststätten herrscht dicke Luft. Denn die qualmfreie Kneipe gefällt weder den Gastronomen noch ihren Gästen, sofern überhaupt noch jemand auf den Hockern vor dem Tresen Platz nimmt. Die Wirte in der Hellwegstadt schlagen Alarm: Um bis zu 50 Prozent sei der Umsatz seit dem 1. Mai in manch einem Betrieb schon gesunken, die Tendenz spricht deutlich gegen die traditionelle Eckkneipe.

Während das Bier immer weniger strömt, schäumt Wirtin Kornelia Haarmann. „Es kann so nicht weitergehen“, sagt sie. „Alle haben gesagt, es wird sich schon einspielen. Aber der Thekenbetrieb wird immer weniger.“ Ungefähr um die Hälfte sei der Absatz am Tresen in den vergangenen acht Wochen zurückgegangen, auch frühere Stammgäste blieben der gleichnamigen Gaststätte an der Munscheider Straße in Eppendorf fern.

Große Räume, Qualm kein Thema

Ulrike Granz gehört zu denjenigen, die der Wirtschaft trotz des Rauchverbots treu geblieben sind. „Aber die Gemütlichkeit ist einfach nicht mehr da. Es herrscht permanente Unruhe, weil immer jemand nach draußen muss. Das ist doch keine Gesprächskultur.“ Sie betont, dass die „Gaststätte Haarmann’s“ große Räumlichkeiten biete, auch vor dem Stichtag sei eine verqualmte Kneipe daher kein Thema gewesen.

Was der Gastronomie derzeit noch helfe, sei das Essen. Doch genau damit könnten kleinere Betriebe eben nicht dienen, „und werden die derzeitige Situation nicht lange überstehen können“, prophezeit Haarmann.

Etwa zehn Prozent weniger Umsatz mache derzeit das „Toffte“. Torben Drolshagen führt die „Kneipe am Hellweg“ seit rund vier Jahren, er sieht das Problem aber nicht nur im verschärften Nichtraucherschutz. „Der Juni verlief wesentlich schlechter als der Mai. Es gab keinen Fußball mehr, dafür aber erstmals richtig gutes Wetter.“ So hätten sich auch seine Gäste lieber dazu entschieden, im Garten zu sitzen. „Da war der Laden tot.“

Die Raucher, die doch gekommen sind, mussten derweil hinterm Haus qualmen. Doch machen Bier und Nikotin durchaus redselig. „Es gab zwar nur wenige Beschwerden. Aber der zusätzliche Aufwand, der durch dieses Gesetz für uns Wirte geschaffen wurde, ist extrem hoch.“

Der Kneipier aus Höntrop ist gespannt, wie es im Herbst weitergeht. Drolshagen hofft nach wie vor auf eine Trendwende für die gemütliche Eckkneipe, die erst bei kalten Temperaturen so richtig aufblüht.