Wattenscheid/Essen.


Dort, wo Hängebauchschwein-Eber „Schnitzel“ gemütlich durch den Pferdestall schlawienert und den anderen Zossen einige Möhren wegfrisst, dort, wo sich der Ziegenbock auf ein freundschaftliches Hörner-Gerangel mit dem kleinen Zebu-Bullen „Lars“ einlässt, und dort, wo Hund „Strolch“ und Katze „Lillifee“ schmusen, genau dort leben auch Esel „Peppino“ und sein Lebensgefährte „Knoppers“. Den Namen der Schokowaffel zu tragen ist Programm, wurde der Ziegenbock genau um halb zehn geboren. Das Tier-Paradies, der Reiterhof Adams, liegt – bezeichnenderweise – im „Walpurgistal“ in Essen-Stadtwald.

Doch die Wattenscheider kennen Esel „Peppino“ längst. Immer Palmsonntag ist der kleine Graue zu Gast in Höntrop, als Star der Prozession in der Gemeinde St. Maria Magdalena. Aber „Peppino“ ist verstimmt, wenn „Knoppers“ nicht in der Nähe, der Esel getrennt ist von seinem Ziegenbock. „Schon im Anhänger bei der Anfahrt schreit er, wenn er Knoppers nicht bei sich hat“, so Peter Adams (46), Chef des Reiterhofs. „Aber da muss er dann durch. Wenn die Prozession beginnt, ist er abgelenkt, steht ja auch im Mittelpunkt.“ Um so glücklicher ist „Peppino“, wenn er wieder daheim ist, im Stall, den er mit „Knoppers“ teilt. Direkt nebenan lebt die junge Stute „Fleur“.

Star der Prozession

Der Reiterhof Adams gleicht Noahs Arche, geführt von Peter Adams und seiner Frau Rabea Finke (41). Das Leben der Patchwork-Familie sind die sieben Kinder und die Tiere: 34 Pferde, zwei Hängebauchschweine, ein Bulle, Esel und Ziegenbock, eine Katze mit fünf Babys, sieben weitere Samtpfoten, drei Hunde, 14 Hühner. Alle Tiere, die nicht unbedingt im Stall zu halten sind, laufen frei herum. So besucht „Schnitzel“ die Pferde, schaut, was er an Futter abstauben kann oder guckt, was Hund „Strolch“ treibt. Wovon, wodurch der Hof lebt, unterhalten wird? „Durch das Reiten“, sagt Adams. „Wir sind ein Reiterhof für Jedermann.“ Platz und Auslauffläche gibt es genug, die Koppeln sind groß. Zudem engagiert sich das Paar Adams/Finke beim „Ferienspatz“-Programm oder anderen, oft caritativen Veranstaltungen.

Das alles funktioniert nur, weil die Tiere unaufgeregt sind, mitmachen, weil ihre Chefs es gut mit ihnen meinen. Das weiß auch Wattenscheids Stadtdechant, Pfarrer Dietmar Schmidt, der „Peppino“ nicht nur am Tag der Prozession trifft. Gelegentlich stattet er dem Adamshof einen Besuch ab, hat immer Möhren dabei. „Unsere Gemeinde hat lange einen Essel gesucht, der die Prozession bereitwillig mitmacht.“ Es musste ein Esel sein, weil Jesus einst so in Jerusalem einzog; ganz bescheiden, nicht auf einem hohen Ross. „Peppino“, zwölf Jahre alt, war und ist genau der richtige Graue. Dass ihm die Natur eine Fell-Zeichnung auf den Rücken gelegt hat, die aussieht wie ein Kreuz, ist nicht zu übersehen. Für „Knoppers“ aber völlig uninteressant. Seit sich beide vor vielen Jahren im Hof-Auslauf begegnet sind, war das Happy-End programmiert.