Wattenscheid. .
Seine Mutter war entsetzt. „Bist du bekloppt?“, fragte sie ihren Sohn, als dieser ankündigte, die Nachfolge von Heinz Eller anzutreten. Groß, womöglich zu groß, schienen damals die Fußstapfen des langjährigen Oberschulten. 25 Jahre sind seitdem vergangen. Eine Zeitspanne, in der Heinrich Strack die anfängliche Skepsis vergessen ließ. Für viele Blaukittel ist er inzwischen selbst zur Institution geworden, nehmen daher mit Bedauern zu Kenntnis, dass Strack nun seinen Rückzug angekündigt hat. Der 59-Jährige macht im März Platz für einen Jüngeren.
„Wer A sagt, muss auch B sagen. Und ich habe immer gesagt, dass für mich mit 60 Schluss ist. Ich will nicht als Oberschulte alt werden“, begründet Strack den Schritt in den Vereinsruhestand.
Dennoch ist für ihn klar: Der Abschied wird nicht leicht sein. Zu sehr ist der Name Heinrich Strack mit dem Club verbunden. „Es war ein Stück meines Lebens“, betont der Bankkaufmann.
So begann die Geschichte von Heinrich Strack dem Gänsereiter bereits vor 36 Jahren. Diente er ab 1983 als Schriftführer im Vorstand und begleitete dabei maßgeblich den Bau der Halle und manch späteren Umbau, ritt er 1987 zur Königswürde. Und die Groß-Familie Strack ist nicht nur über die Bäckerei sogar seit 75 Jahren mit dem Club verwachsen.
„Familie ist grundsätzlich das Wichtigste. Wenn meine Frau und meine Söhne nicht mitgespielt hätten, wäre ich nicht ein Vierteljahrhundert Vorsitzender geblieben“, schildert Strack.
Denn Oberschulte ist ein Fulltime-Job. Reden hier, Besuche dort – kaum ein Anlass rund um Höntrop kommt ohne den Vertreter des Gänsereiterclubs aus. Für den scheidenden Chef waren diese Auftritte aber keine Pflichtübungen, sondern Herzensangelegenheiten: „Wenn ich den Kittel anziehe, weiß ich, dass ich Freunde treffe. Man kennt sich ja irgendwann.“
Besonders gern erinnert sich Strack dabei an die Besuche in Spanien. Die Höntroper Gänsereiter pflegen seit 1995 Kontakt nach Carpio de Tajo, fünfmal reiste der Oberschulte auf die Iberische Halbinsel. Zudem nennt Strack die Jubiläumsfeier „400 Jahre Gänsereiten“ gemeinsam mit den Blaukitteln aus Sevinghausen ein Highlight seiner Amtszeit. „Ich habe zwar auch manchmal eine Träne vergossen, wenn es nicht so lief. Im Nachhinein denke ich allerdings, auch das waren eher Tränen der Freude“, blickt Strack mit einem Schmunzeln zurück.
Nie hatte der Verein einen größeren Zulauf an jüngeren Mitgliedern als heute, auch deswegen hört Strack auf. Es gehört zu seiner Philosophie, dem Nachwuchs Freiräume zu bieten. Dass er aber – in welcher Form auch immer – „seinem“ Gänsereiterclub erhalten bleibt, ist Ehrensache.