Ölflecken sucht man auf dem Boden von „Rouven's Meisterwerkstatt” in Leithe noch vergebens: Erst Ende Juni hat Rouven Manshöfer Eröffnung gefeiert – zu einer Zeit, in der viele freie Kfz-Werkstätten über katastrophale Auswirkungen der Abwrackprämie auf ihren Umsatz klagen.
Manshöfer sieht's gelassen: „Der normale Job ist doch heutzutage genauso unsicher.”
Vor drei Jahren hat Rouven Manshöfer seinen Meister gemacht: den Kraftfahrzeugtechnikermeister, wie es offiziell heißt. Und schon damals hatte er die Idee der Selbstständigkeit im Hinterkopf. „Es hat mir einfach keinen Spaß mehr gemacht, für irgendwelche Großen zu arbeiten”, erklärt der 36-Jährige. Zuletzt hat er als Werkstattleiter gearbeitet, „aber es gab nur Stress und Druck”. So entschied Manshöfer sich vor einem Jahr trotz der unsicheren Zeit für die Selbstständigkeit.
Der Abwrackprämie, über die andere Werkstätten klagen, kann Manshöfer auch Gutes abgewinnen: „Gott sei Dank kriege ich dadurch Ersatzteile vom Schrottplatz viel einfacher.” Zu ihm kämen aber vor allem die Kunden, die sich keinen Neuwagen leisten können. „Außerdem repariere ich auch Motorräder und Roller. Wenn ich einen Tag kein Auto habe, steht wenigstens ein Motorrad auf der Bühne.”
So positiv kann Marcus Müller, den staatlich erleichterten Autokauf nicht sehen: „Die Abwrackprämie ist ein Einschnitt – und vor allem ist es eine langfristige Geschichte.” Müller, der im Oktober 2008 gemeinsam mit seinem Partner Dieter Bien die Werkstatt von Kfz-Technik Stockmann an der Vorstadtstraße übernommen hat, wurde von der Abwrackprämie kalt erwischt: „Kunden, die sich einen Neuwagen kaufen, sehe ich hier drei, vier Jahre lang nicht mehr – die gehen wegen der Garantie in die Vertragswerkstatt.”
Und die alten Autos, die das Kapital der freien Werkstätten seien, würden nach und nach verschwinden. „Die sind aber von der Technik her einfacher zu reparieren. Für neue Pkw müssen wir wegen der ganzen Elektronik aufrüsten”, klagt Müller. Für ihn steht fest: „Die freien Werkstätten sind die großen Verlierer dabei.”
Sind sie das? „Ich merke bisher nichts”, erklärt Thomas Appelhoff vom gleichnamigen Autoreparaturbetrieb. „Ein paar Kunden haben sich ein neues Auto gekauft – aber damit kann ich leben.” Auch Auto-Technik Gerbracht verzeichnet bisher keine Umsatzeinbußen. „Wenn man einen Kundenstamm mit älteren Fahrzeugen hat, ist das natürlich ein Problem mit der Abwrackprämie”, räumt Mike Gerbracht. Sein Betrieb sei aber eine Ausnahmeerscheinung: „Wir arbeiten mit Diagnosegeräten für alle Fahrzeugtypen und haben deshalb viele Kunden mit neuen Autos.”
Weil sein Betrieb nach Herstellervorgaben arbeite, kämen auch die Kunden, die sich einen Neuwagen gekauft hätten. Gerbracht: „Aber man muss natürlich wissen, dass die Garantie nicht erlischt, wenn man Service, Wartung und Inspektion in einem Meisterbetrieb der Kfz-Innung durchführen lässt.” Da habe er erst einmal intensive Aufklärungsarbeit leisten müssen.
Der Wermutstropfen: „Man muss natürlich neueste Diagnosegräte haben und bei der Technik am Ball bleiben.” In die hat auch Rouven Manshöfer investiert – und ist bislang zufrieden. „Es ist gut angelaufen”, sagt er über das Wagnis Selbstständigkeit. „Wenn's so weitergeht, ist das schon in Ordnung."