Wetter/Wattenscheid. .
31 Bahnhofsgebäude im Land sollen verkauft und neu genutzt werden. Als buddhistischer Tempel – wie etwa in Warburg. Oder als Finanzberatungszentrum. Oder eben auch so mustergültig wie in Wetter. Oder – als was auch immer in Wattenscheid. In Wetter kamen gestern Vormittag NRW-Verkehrsminister Michael Groschek sowie Thomas Lennertz, Geschäftsführer der Bahnflächen-Entwicklungsgesellschaft, und Dr. André Zeug, Vorstandsvorsitzender der DB Station & Service, zusammen. Sie stellten das „3. Empfangsgebäudepaket NRW“ vor, dessen Ziel es ist, alten Bahnhöfen eine neue Perspektive zu bieten.
Es kommt auf die Mitgift an
Im Zuge des „1. Empfangsgebäudepaketes“ von Land und Bahn hatte Wetter im Jahr 2004 das damals leerstehende Bahnhofsgebäude für gerade mal 60 000 Euro gekauft, allerdings aus eigener Tasche dann 1,5 Mio. Euro investiert. „Die meisten Empfangsgebäude sind das Herz einer Stadt, sind stadtbildprägend. Deswegen ist es wichtig, dass wir diese Gebäude einer neuen und nachhaltigen Nutzung zuführen“, betonte Stefan Raetz, der als Geschäftsführer des Forums Bahnflächen NRW die Kommunen vertritt. Die Städte haben das Vorkaufsrecht zum Erwerb ihrer Bahnhöfe. Doch zuvor sind sie mit jeweils 1000 Euro dabei, wenn sie sich an dem Verfahren beteiligen wollen. Auch die DB Station & Service legt 1000 Euro pro Gebäude auf den Tisch – und dann kann es losgehen mit Ortsbesichtigungen, Wertermittlung und Bau- sowie Sanierungsgutachten. Bekundet die Stadt nach der Bestandsaufnahme kein Interesse am Kauf ihres Bahnhofs, kann sie etwa einen Investor benennen, der das Gebäude an ihrer Stelle erwirbt.
Die Stadt Bochum habe bereits Kontakte aufgenommen, so Sprecherin Tanja Wißing, und damit Interesse signalisiert. Nun käme es darauf an, „wie die Mitgift geregelt ist“, also welches Paket die Bahn schnüre. „Für die Stadt muss ein Mehrwert erkennbar, also klar sein, welche städteplanerischen Möglichkeiten drinstecken.“
Um Kommunen oder privaten Investoren zu ermöglichen, durch den Kauf aktiv Einfluss auf die weitere Entwicklung und Nutzung „ihres“ Bahnhofsgebäudes zu nehmen, haben das Land NRW, die DB Station&Service AG als Eigentümerin und das Forum Bahnflächen NRW im Jahr 2002 das „Erste Empfangsgebäudepaket NRW“ und 2005 das „Zweite Empfangsgebäudepaket NRW“ vereinbart.
Die Kooperation zwischen Land und Bahn in Sachen Verkauf und Entwicklung der Bahnhofsgebäude gibt es nur in NRW. Mehr als 100 Bahnhöfe haben so in den vergangenen zehn Jahren neue Eigentümer gefunden. 1300 Bahnhofsgebäude sind derzeit noch im Besitz der Deutschen Bahn; die Zahl soll auf 600 sinken.
Von den 2,1 Millionen Euro an Umbau- und Sanierungskosten trug Wetter mit 1,5 Millionen Euro den Löwenanteil. An Fördermitteln gab es rund 600 000 Euro.