Wattenscheid.
Wenn Steine reden könnten... Die Geschichten, die diese doch erst 50 Jahre alten Ziegel zu erzählen hätten, wären schier endlos, spannend, fantastisch, unerschöpflich. Wattenscheids „gute Stube“, die Stadthalle, hat Geburtstag. Sie ist vor einem halben Jahrhundert eröffnet worden.
„Es ist ein bedeutender Augenblick, da wir unsere Stadthalle einweihen. Er kann ein Markstein in der Geschichte unserer Stadt sein. Die Stadthalle stellt eine Aufgabe dar. Möge sie zum Wohle aller Mitbürger erfüllt werden in der Erkenntnis, dass die Bildung das wertvollste Gut ist, das sie erwerben können.“ Mit diesen Worten beendete der damalige Regierungspräsident Ernst Schlensker (1908-1978) am 30. September 1962 seine Festrede zur Eröffnung der Stadthalle. Er betonte, „dass Wattenscheid nun um ein bedeutsames Bauwerk reicher ist, welches das Gesicht der Stadt für das kommende Jahrhundert prägen soll.“ Nun, es blieb aber auch nicht aus, dass das Gebäude immer mal wieder saniert werden musste.
Johannes Rau und Rudi Dutschke zu Gast
Der heutige Betreiber der Stadthalle, die Bochumer Veranstaltungs-GmbH, kurz BO VG, dazu: „Die Stadthalle gilt als Begegnungsstätte für kulturelle, gesellschaftliche sowie politische Bildung und Unterhaltung. Als Schulaula ist sie der kommunikative Kern der Märkischen Schule.“ Wahrlich viel hat die „gute Stube“ erlebt. Ungezählte Karneval-Galas, Boulevard-Theater, WAT-Kreativ-Ausstellungen, Konzerte, ausgerichtet von Wattenscheider und sogar den Fischer-Chören bis hin zu Rock-Sessions oder auch Klassischem, auf die Bühne gebracht von den Bochumer Symphonikern oder gar der Philharmonia Hungarica. Oder auch den Kino-Wochen der Märkischen Schule, die große Filme nach Wattenscheid holt.
Aber auch die Politik schlägt in der Stadthalle auf. Unvergessen bleibt: Johannes Rau und Rudi Dutschke, die im Februar 1968 in der Wattenscheider Stadthalle getagt haben. „Der Studentenführer bekam einen Strampler für Hosea Che, der damalige Bildungsminister Applaus für die Diskussion über Gott und Welt“, schrieb es die „taz“ am 28. Januar 2006 – am Tag nach dem Tod des einstigen NRW-Landesvaters und Bundespräsidenten. Heute wirbt die Bo VG: „Lassen Sie sich empfangen. Die Stadthalle bietet Ihnen einen angemessenen Rahmen für große Gesellschaften und kleine Empfänge. Eine charmante Spielstätte für Theater, Comedy oder Kleinkunst. Einen klangvollen Raum für Konzerte und Musikprogramme. Einen guten Boden für Börsen, Informations- und Vereinsveranstaltungen.“