Wattenscheid.

Auf der Frankfurter Buchmesse präsentieren sich aktuell über 7400 Aussteller aus 100 Ländern. Neuere Medienformen wie „eBooks“ (elektronische Bücher) rücken immer mehr in den Fokus der erwarteten 300 000 Messebesucher. Inwiefern diese eine „Gefahr“ für das Buch darstellen, zeigt ein Blick in die Wattenscheider Stadtbücherei.

„Das gute alte Buch läuft natürlich immer“, stellt Dirk Plewka, bibliothekarischer Mitarbeiter, direkt klar. Hörbücher der Belletristik (Unterhaltungsliteratur) erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit.

Die bevorzugte Themen und Orte wechseln in der Welt der Literatur immer mal wieder. „Aktuell sind vor allem Neuseeland als Ort und, neben dem anhaltenden Vampir-Hype, die Sparten Regionalkrimis und Familiensagas angesagt.“

Top 20 der Bestseller im Bestand

Das „eBook“ hat den Weg nach Wattenscheid längst gefunden: „Verschiedene Büchereien haben sich im Internet zu „OnleiheRuhr“ zusammengeschlossen und präsentieren sich als 24-Stunden-Bibliothek“, erklärt der 43-Jährige. Jeder, der einen gültigen Büchereiausweis einer der teilnehmenden Bibliotheken besitzt, kann sich bequem alles auf seinen Computer herunterladen. „Fast wie in einer normalen Bücherei.“ Nach zwei Wochen löschen sich die Dateien automatisch wieder - Mahngebühren ausgeschlossen.

Das Filmangebot in Wattenscheid ist ebenfalls begehrt. Der Bestand an Spielfilmen wechselt vierteljährlich, auch „BlueRays“ können mittlerweile ausgeliehen werden. Dass die neuen Medienformen Bücher allerdings einmal ersetzen würden, ist derselbe Unkenruf, der schon die Erfindung des Buchdrucks verdammte. Birte Meiners, ebenfalls Mitarbeiterin in Wattenscheid, bringt es auf den Punkt: „Ein schönes Zitat ist in diesem Zusammenhang, dass sich elektronische und herkömmliche Bücher verhalten wie Fahrstuhl und Treppe: Sie erweitern das Angebot, statt sich gegenseitig zu schädigen.“ So führen Literaturverfilmungen oft zu erhöhtem Interesse an ihren Vorbildern aus Schrift und Papier, die nicht selten dadurch eine ganz neue Anhängerschaft gewinnen.

Neuerscheinungen nach zwei Wochen in der Bücherei

Neuerscheinungen findet man in der Regel ein bis zwei Wochen nach Veröffentlichung in der Bücherei – wenn diese nicht direkt vergriffen sind. „Bei Romanen aus der Belletristik haben wir fast immer die ‘Top 20’ der Bestsellerlisten in unserem Bestand “, so Plewka.

Ein Trend, der nicht nur in Frankfurt sondern auch in Wattenscheid Fuß zu fassen scheint, sind „Graphic-Novels“. Birte Meiners erläutert: „Dies sind Comic-Adaptionen für Erwachsene und Kinder von bekannten Büchern“.

Die strikte Grenze zwischen Kinder- und Erwachsenenliteratur sei sowieso „spätestens seit Harry Potter durchgängig“, sagt Plewka. Bestseller-Autor John Grisham zieht mit speziellen Krimis für Kinder die Jüngeren in seinen Bann, während Joanne K. Rowling den entgegengesetzten Weg geht. Zauberer Harry hat sie hinter sich gelassen und richtet sich nun an die Elterngeneration. Der ewiger Bestseller „Star Wars“ bekräftigt diesen Trend.

Was mit den legendären Filmen 1977 begann, wird mittlerweile mit Lexika über Filmfiguren und immer neuen Geschichten fortgeführt, über die sich Vater und Sohn angeregt austauschen können. Und auch hier zeigt sich: Buch, Film und elektronische Version ergänzen und rufen sich gegenseitig immer wieder ins Gedächtnis. Die Frankfurter Buchmesse unterstreicht dies durch die Kombination von virtuellen Präsentationen und Lesungen eindrucksvoll.