Wattenscheid. .

Wenn Mal Sondock zur „Diskothek im WDR“ rief, hockten wir gebannt vor dem Radiorekorder. Start, Record, Pause bei Sweet, Slade, T. Rex, Status Quo: Mal versorgte uns zuverlässig mit Stoff für die Musikkassetten. Der legendäre englische DJ starb vor drei Jahren. Die 5-Sterne-Hits von damals leben fort. Frag nach bei den 2500 Zuschauern, die die Freilichtbühne am Samstagabend in einen tobenden Hort glückseligen Erinnerns verwandelten.

Hurra, wir rocken noch: Seit neun Jahren gelingt Heinz und Anke Heinemann Außergewöhnliches. „Sie covern nicht – sie sind es!“, bringt das Wattenscheider Ehepaar die Rock Classic Allstars auf die Bühne. Ehemalige Mitglieder einst weltweit angesagter Rock- und Popgruppen bzw. deren Nachfolger finden sich in einer XXL-Band zusammen und präsentieren die größten Erfolge der 70er Jahre.

2009 landeten die Heinemanns mit ihrem ersten Heimspiel im Lohrheidestadion einen Volltreffer. Bei der Neuauflage 2011 rockten 2000 Fans die Freilichtbühne. Bei der dritten WAT-Classic-Party am Samstag blieb in Wattenscheids guter Stube kein Platz mehr frei. 2500 Besucher. Ausverkauft!

Bestes Open-Air-Wetter

Die Altstars werden nicht jünger. Chip Hawkes von den Tremeloes hatte aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig passen müssen. Auch wer auf Smokie steht, muss zu Beginn eine Enttäuschung hinnehmen. Alan Silson (61), vor 40 Jahren Gründungsmitglied der englischen Hitlieferanten um Chris Norman („Living next door to Alice“), ist schwer erkrankt. „Am Freitag erreichte uns seine Absage“, bedauert Anke Heinemann. Doch das Allstar-Netzwerk funktioniert. Kurzfristig flog Ex-Slade-Sänger Steve Whalley aus England ein. „Steve“, atmet Anke auf, „hat uns den Allerwertesten gerettet.“

„Coz I love you“, „My oh my“: Der Nachfolger von Noddy Holder röhrt die Slade-Klassiker wie sein Vorgänger ins Mikro. Die Ü-40-Party nimmt Fahrt auf, Stimmung wie beim Klassentreffen zu vorgerückter Stunde. Wattenscheid, wie es swingt und kracht. Man kennt sich, trifft sich, hat sich ewig nicht gesehen. Manch älteres Semester geht nicht mehr so oft vor die Tür. „Doch wenn, dann richtig!“, sorgt Dirk für regelmäßigen Bier-Nachschub (was im Gegensatz zum Vorjahr bestens klappt). Das Wetter: trocken, warm, wie gemalt für die Open-Air-Sause. Ein Pläuschchen hier, ein Prösterchen dort: Die Zeitreise geht weiter. Jeff Brown, einst Bassist und Sänger bei Sweet, heizt mit „Ballroom Blitz“ und dem immer wieder großartigen „Teenage Rampage“ ein. Bob Bradbury, 1972 Gründer von „Hello“, kitzelt mit dem basslastigen „New York Groove“ den Unterleib. Greg Bannis reicht zwar nicht an Errol Brown heran, holt die Masse mit Hot-Chocolate-Nummern wie „Everyone’s a Winner“ gleichwohl von den Sitzen. Verzichtbar ist allein Michael Hendriks, die als Blondie-Double wenig authentisch wirkt.

Drei Stunden Musik

Begleitet von erstklassigen Musikern u.a. von Warlock, wird die 70er-Fete mit Songs von „Born to be wild“ bis „Hey Jude“ veredelt. Nach drei Stunden sind die Fans zurück im Hier und Jetzt. Der Ausflug in die Jugend hat Spaß gemacht. Mal Sondock hat von oben ganz sicher mitgerockt.