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Sie kommen. Regelmäßig. Lassen keinen Termin schlabbern. Sie sind ehrgeizig. Wollen lernen. Für sich selbst und vor allem für und mit ihren Kindern. Jetzt sind sie belohnt worden. Dafür, dass sie knapp ein Jahr lang jeden Freitagvormittag, pünktlich morgens um 9 Uhr, gestiefelt und gespornt im Ludwig-Steil-Haus angetreten und sich zwei Stunden lang mit der deutschen Sprache, der Kultur und Erziehungsfragen auseinandergesetzt haben.

Zehn türkische Mütter von Kindern ab drei Jahren haben jetzt das „Rucksack“-Zertifikat bekommen, sind ausgezeichnet worden. Ihnen wird die Kompetenz bescheinigt, ihre Kinder beim Erlernen der deutschen Sprache zu unterstützen, sich aber auch mit Erziehungs- und sozio-kulturellen Fragen auseinanderzusetzen.

Senel Özdemir ist die Leiterin des „Rucksack“-Lehrgangs, beauftragt von der „Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien“, hier angesiedelt beim Integrationsbüro der Stadt Bochum. Sie weiß, wie viel Vorarbeit nötig ist. „Das Rucksack-Projekt greift mit dem Engagement von existierenden Kindertagesstätten ineinander.“ So zum Beispiel mit der Ludwig-Steil-Kita. „Hier funktioniert die Kooperation bestens“, so Senel Özdemir. Die Kinder besuchen die Kita, während die Mütter – im gleichen Gebäude – lernen. Tuba Özbek, Mutter von drei Töchtern, und wiederholte Teilnehmerin beim „Rucksack“-Projekt: „Wichtig ist, dass auch die Kitas einverstanden sind und unterstützen, dass unsere Kinder zuerst in der Familie ihre eigene Muttersprache, also Türkisch, lernen – und dann sofort Deutsch.“ Sie und ihr Ehemann erziehen bilingual, sagt sie. „Mein Mann spricht mit den Kindern Türkisch und ich Deutsch. Daran haben sich alle gewöhnt.“

Tuba Özbek muss nicht mehr am Projekt teilnehmen, sie spricht fließend Deutsch. „Ich komme aber, weil der Kontakt der Mütter untereinander wichtig ist. Wir sind wie eine Familie, helfen einander und unternehmen auch viel in der Freizeit miteinander.“

Das „Rucksack“-Projekt ist kombiniert mit dem „Griffbereit“-Programm. „Griffbereit“ fördert erste Deutschkenntnisse und die Allgemeinentwicklung bei ein- bis drei-jährigen Kindern und zwar durch die Eltern selbst. Bei „Griffbereit“ erlernen die Eltern, zumeist die Mütter, wie sie ihren Kinder schon im jüngsten Alter eher spielerisch deutsche Sprachkenntnisse vermitteln. Also so, wie es Tuba Özbek mit ihren Kindern hält. Die Mütter erhalten Lernmaterial in deutscher und türkischer Sprache.

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Von Ellen Wiederstein

Für Leiterin Senel Özdemir steht fest, auch den nächsten Kursus leiten und Mütter dafür begeistern zu wollen. Nach den Sommerfrien beginnt der nächste „Rucksack“.