Wattenscheid.
Germanen gegen Römer. Jugend gegen Erfahrung. Sauerkraut gegen Spaghetti.
Donnerstag ist es wieder soweit: Der Klassiker Deutschland gegen Italien zieht Millionen Fußballfans weltweit in den Bann und sorgt obendrein in Wattenscheids italienischen Gastronomien für gesteigerten Redebedarf.
Mario Oliveri, geboren und aufgewachsen in Wattenscheid, ist gebürtiger Italiener und betreibt seit acht Jahren das Restaurant „La Piazza“ am Alten Markt. „Mein Tipp lautet 3:2 für Italien an einem attraktiven Fußballabend.“ Die bisherigen Leistungen beider Mannschaften haben ihm sehr imponiert. Ein erneutes „Jahrhundertspiel“ dürfte wohl allen gefallen, auch wenn sich seine Gäste natürlich ein anderes Ergebnis wünschen: „Die Partie ist hier ständiges Thema. Alle sind aufgeregt und diskutieren darüber. Im Gegensatz zum Halbfinale 2006 wurden mir bislang aber noch keine Taschentücher vorab angeboten“, fügt er grinsend hinzu.
Egal wie es morgen ausgeht, der 43-jährige wird am Sonntag definitiv feiern: „Falls wir verlieren, nehmen wir es hin, bleiben alle Freunde und feuern zusammen Deutschland im Finale an.“
Großbildleinwand
Für das Spiel am Donnerstag stellt „La Piazza“ extra eine Großbildleinwand auf der Terasse auf: „80 Sitzplätze können wir bieten. Viele Besucher haben sich natürlich schon angekündigt.“
Unter anderem auch Giuseppe Tomasello. Zusammen mit seinem Bruder und seiner Schwägerin betreibt er seit 19 Jahren die Pizzeria „Peppina“ in Wattenscheid. Die beiden Familien sind seit 30 Jahren sehr gut miteinander befreundet und schauen die Italien-Spiele natürlich zusammen. Auch Giuseppe tippt auf einen Sieg: „2:1 Italien, aber eigentlich kann alles passieren. Ich sehe keinen Favoriten“ In Hinblick auf Deutschlands traurige Turnierbilanz gegen Italien fügt er hinzu: „Wenn ihr uns jetzt nicht mal schlagt, wann denn dann?“ Uli, Mitarbeiter der Pizzeria, nimmt diese Einladung gerne an: „Wir sind dran! Sollte Italien gewinnen, wechsele ich die Sportart.“
Tomasello sieht es genau wie sein Kollege Oliveri etwas entspannter: „Wenn die Deutschen ins Finale einziehen, unterstützen wir sie natürlich.“ Der gebürtige Sizilianer lebt mittlerweile seit 35 Jahren in Deutschland, „da ist das doch ganz normal.“ Aber auch ihm ist nicht entgangen, dass die Gäste zurückhaltender sind seit Italien als Gegner feststeht. Ein Lachen kann er nicht unterdrücken während er berichtet: „Vor der EM haben alle Deutschen gesagt ‚Wir werden Europameister’. Jetzt kommt Italien und auf einmal sind alle ziemlich ruhig. Das freut uns schon“.
Beim Tippspiel von Peppina führt mit Uli zumindest schon ein Deutscher. Ob er seine Führung auch ausbauen kann, oder die italienische Flagge auch Freitag noch stolz vor der Pizzeria weht, hängt nun von den Spielern ab.