Wattenscheid. .

Die Braut macht sich hübsch – obwohl der Bräutigam noch nicht ausgewählt ist. Die Stadt will das Hallenfreibad im Südpark an einen privaten Investor abgeben. Und stellt schon jetzt die Weichen dafür, dass neben dem Schwimmbad neue Angebote durch Um- und Ausbau möglich sind – wie Fitness und Reha. Dafür soll ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden. Dort könnte dann ein Fitness-Tempel im Grünen entstehen. Da horchen nicht nur die Badbesucher auf, sondern auch die Anwohner.

Gedacht ist „an ein Angebot zur Gesunderhaltung oder auch Rehabilitation der Bevölkerung. Gewünscht ist daher eine Anlage, die neben dem Volkssport Schwimmen auch der Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit oder auch der Beibehaltung körperlicher Fitness bis ins hohe Alter Rechnung trägt“; das steht im Verwaltungsvorschlag, jetzt Thema im Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur- und Stadtentwicklung. Der gab einstimmig grünes Licht für den Aufstellungsbeschluss zum „Bebauungsplan Nr. 943 Hallenfreibad Südpark“ – durchzuführen im „beschleunigten Verfahren“.

„Die Notwendigkeit, diesen Bebauungsplan aufzustellen, hat das Interessenbekundungsverfahren aufgezeigt“, so Klaus Retsch, Leiter des Sport- und Bäderamts. Drei Bewerber hatten sich gemeldet – die wollen mehr aus dem Bad machen, als nur Schwimmen anzubieten. Es sei deutlich geworden, „dass jede Veränderung des jetzigen Zustands mit dem Baurecht in Einklang gebracht werden muss. Es gilt den Weg zu ebnen für notwendige planerische Veränderungen, wenn ein Investor kommt“.

Mit dem Bebauungsplan sollen hierzu „die Bebauungsmöglichkeiten innerhalb des Badbereiches erweitert und die maximalen Nutzungsmöglichkeiten hinsichtlich des Immissionsschutzes ermittelt werden“, heißt es weiter im Ausschuss-Beschluss. Es gelte den „planungsrechtlichen Rahmen zur Optimierung des Badbetriebs zu fassen und die an dem attraktiven Standort inmitten des Südparks bestehenden großen Potenziale zu nutzen.“ Gemeint sind Um- und Ausbauten auf dem Gelände und die Auswirkungen aufs Umfeld.

Durch ein erweitertes Angebot würde sich das Verkehrsaufkommen auf der Straße In der Mark in Eppendorf erhöhen – da werden die Anwohner hellhörig. Wie viel Lärm kommt auf sie zu? Deshalb will die Stadt die „Belastbarkeit“ der Erschließungsstraßen und Parkplatzflächen untersuchen. Die Festsetzungen zum Immissionsschutz sollen „ein verträgliches Nebeneinander von Parken und Wohnen sicherstellen“.

Angebote im Fitness- oder Rehabereich gehören bislang nicht zum Spektrum im Südparkbad, die Sauna ist seit Jahren geschlossen. Was viele Besucher bedauern.

Die Stadt will aus Spargründen das Bad an einen Investor abgeben, so sieht es das Haushaltssicherungskonzept vor. Findet sich kein Geldgeber, droht zum Jahresende die Schließung des traditionsreichen, landschaftlich reizvoll gelegenen Schwimmbads, für das die Stadt derzeit einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von rund 670 000 Euro aufbringen muss.

Der Trägerwechsel steht dabei u.a. unter der Vorgabe, dass das Hallen- und Freibad weiterbetrieben, Zeiten für den Schul- und Vereinssport angeboten sowie sozial verträgliche Eintrittspreise erhalten werden. Unter diesen Voraussetzungen machte aber bisher kein Bewerber mit; der will schließlich Geld verdienen. Der Trägerwechsel ist deshalb im Vorjahr gescheitert. Laut Klaus Retsch muss die Stadt nun auch prüfen, um wie viel geringer die angepeilte Einsparung ausfallen könnte – was angesichts der angespannten Haushaltssituation schwer werden dürfte.

Schon bald soll unter geänderten Bedingungen ein Ausschreibungsverfahren erfolgen. Frühestens Ende 2012 oder Anfang 2013 könnte dann ein privater Betreiber das Bad übernehmen und umbauen – ein solcher Trägerwechsel wäre in Bochum ein Novum.

Die Hallenfreibad-Fläche, bisher „Gemeinbedarfsfläche“, soll in ein Sondergebiet umgewandelt und die Baugrenzen neu gefasst werden. Das Plangebiet umfasst vor allem die Bereiche Schwimmbad, ehemalige städtische Gärtnerei und Parkplatz samt angrenzender Grünfläche.

Mit dem Thema befasst sich die WAT-Bezirksvertretung am 26. Juni. Eine Bürgerversammlung ist am 30. August (18 Uhr, Regenbogenschule Preins Feld).

Übrigens: Die Sanierung des seit Jahren gesperrten Sprungturms soll bald beendet sein.