Hallen und/oder Büroräume – und das auf großen Flächen und mit vielen Quadratmetern – stehen zur Vermietung. Etwa entlang der Gewerbestraße im Industriegebiet Ost werden derzeit viele Objekte angeboten. Gründe genug für die WAZ, bei der Wirtschaftsförderung (Wifö) Bochum Hintergründe zu erfragen. Heinz-Martin Dirks, Leiter der Bochumer Wifö, antwortet.

Das Industriegebiet WAT-Ost etwa weist derzeit zuhauf Leerstände von Hallen- und Büroflächen auf. Werden diese vom Inhaber der Bochumer Wirtschaftsförderung gemeldet?

Heinz-Martin Dirks: Nicht die Gewerbetreibenden, sondern die Immobilieneigentümer versuchen i.d.R. Nachfolgemieter oder Käufer für leer stehende Immobilien zu finden. Diese wenden sich häufig, aber nicht immer, an die Wirtschaftsförderung, um auf diesem Wege nach Mietern oder Käufern zu suchen. Meist jedoch gehen die Eigentümer die Wege über Internet-Inserate und Makler. Spätestens dann werden die Immobilien auch bei der Wifö bekannt, weil von hier der Markt aufmerksam beobachtet wird. Im Übrigen widersprechen wir der Beschreibung „zuhauf“, sie ist zu unbestimmt und so nicht für das Gewerbegebiet Wattenscheid-Ost belegbar.

Was unternimmt die Wifö ihrerseits gegen Leerstände? Wie bewerben/vermarkten Sie Objekte?

Leerstände sind zunächst einmal ein immobilienwirtschaftlicher Verlust. Eigentümer werden daraufhin bei der Vermarktung ihrer Immobilien mit den Möglichkeiten der Wifö unterstützt, indem Nachfrager auf die Immobilien konkret hingewiesen werden. Bei Interesse begleitet die Wifö insbesondere die potenziellen Nutzer z. B. auch im Hinblick auf erforderliche Genehmigungen zur Nutzungsänderung. Auch hier ist ein entsprechender, u. U. auch finanzieller Einsatz der Eigentümer notwendig, weil häufig Umbauten oder Modernisierungen vorgenommen werden müssen. Gleichzeitig sind (zu viele) Leerstände natürlich auch ein Indiz für eine problematische Marktlage. Ein allzu offensives Bewerben scheidet daher aus. Die Unterstützung erfolgt eher im Stillen.

Verfügt die Wifö über aktuelle Zahlen oder Statistiken über den Zu- oder Abgang von Firmen in den WAT-Industriegebieten?

Die Wirtschaftsförderung hat intern ein klares Bild der Situation in den Bochumer Gewerbegebieten. Eine Statistik wird aber nicht mehr geführt, da die Fluktuation groß ist. Flächen und Immobilien sind zum Teil schnell wieder vermarktet.

Wie stellt sich generell, nicht nur im Gewerbegebiet WAT-Ost, sondern überhaupt in Wattenscheid die Leerstands- bzw. Auslastungssituation dar? Steigt die Leerstands-Tendenz oder sinkt sie?

In Wattenscheid steigt die Leerstands-Tendenz leicht. Dies hat mehrere Gründe: Viele Immobilien sind älter und daher bei Freizug nicht mehr marktgerecht oder mit Lagenachteilen versehen. Die Eigentümer sind dann auch u. U. nicht mehr in der Lage, aufwändige Modernisierungsinvestitionen zu leisten, um die Immobilie wieder im Markt zu platzieren. Viele Immobilien sind in Wattenscheid auf gewerblich-industrielle Gewerke ausgerichtet, die so heute nicht mehr vorhanden sind; ein Beispiel sind die ehemaligen Steilmann-Immobilien. Eine Ausrichtung auf moderne Nutzungsanforderungen ist häufig schwierig und meist kostenträchtig. Dies gilt auch in besonderem Maße für die Büroflächen, die ursprünglich einem gewerblich-industriellen Betrieb zugeordnet waren. Hierfür gibt es im Allgemeinen bei der vorhandenen Standorte-Konkurrenz für Büroflächen keine Nachfrage mehr.

Steigt die Nachfrage von Unternehmen, die sich in Wattenscheid niederlassen und bestehende Gebäudekomplexe anmieten wollen oder sinkt sie?

Die Nachfrage bezieht sich inzwischen praktisch immer auf eine Region, also nicht eine Stadt (Bochum) oder einen Stadtteil (Bochum-Wattenscheid) alleine. Damit müssen sich die Wattenscheider Immobilien und insbesondere Leerstände einer großen Konkurrenz stellen. Zwar ist diese Nachfrage für das Ruhrgebiet insgesamt auf gutem Niveau stabil, aber auch das Angebot ist strukturell und räumlich vorhanden. Darüber hinaus können sogar individuell angefertigte Neubauten in relativ kurzer Zeit von Investoren erstellt werden.

Generellkönne zu den Gewerbeflächen in Wattenscheid gesagt werden, so die Wirtschaftsförderung, dass die Gewerbegebiete fast komplett vermarktet seien, es kaum noch freie Flächen gebe. Das heiße aber nicht, dass es nicht auch immer wieder Leerstände – oft nur temporärer Art – gebe.